Hypnobirthing 1×1

Was ist Hypnobirthing?

Hypnobirthing ist eine Methode, die von Marie Mongan entwickelt wurde, sie hat die Ideen von Grantly Dick-Read übernommen und bei ihren eigenen Geburten in den fünziger und sechsziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts angewandt (gegen den Widerstand ihrer Ärzte und Schwestern). Sie verhilft durch verschiedene Techniken, allen voran Hypnose, Frauen zu einer schmerzarmen ruhigen Geburt. Auch wenn der Name erstmal nicht so einladend auf viele Menschen wirkt (ich habe dafür einigen Spott geerntet), die Methode funktioniert, das weiß ich aus eigener Erfahrung und es gibt wissenschaftliche Studien, die ebenfalls darauf hinweisen [1,2]. Der Hypnobirthing-Ansatz ist folgender: Geburt als physiologischer Vorgang muss nicht schmerzhaft sein und erst ein Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus während der Geburt führt dazu, dass Geburten allgemein als sehr schmerzhaft erlebt werden. Dieser Zyklus wird unter anderem durch angstauflösende Hypnosen während der Schwangerschaft und unter der Geburt, durch Affirmationen und eine ganz bestimmte Atemtechnik durchbrochen.

Warum müssen Frauen das Verhalten bei der Geburt lernen, wenn es doch ein normaler biologischer Prozess ist?

Geburt ist ein natürlicher Prozess und als solcher sollten wir ihn als Säugetiere ohne Probleme durchleben können. Horrende Kaiserschnitt- und Interventionsraten in Deutschland und weltweit sprechen leider eine andere Sprache. Wir sind uns unserer Säugetiernatur nicht mehr bewusst und reagieren nicht mehr entsprechend unserer Instinkte. Das ist in vielen Bereichen ganz sicher gut, keine Frage, aber eine Geburt ist ein so ursprünglicher und evolutionär gesehen alter Prozess, dass Rationalität dabei wenig Platz hat. Deshalb ist zum Beispiel Privacy unter der Geburt auch so wichtig. Durch die Hypnosen wird der Schwangeren/Gebärenden die Ruhe und Entspannung vermittelt, die sie für den Geburtsprozess braucht, so dass das empfindliche Hormonsystem ungestört arbeiten und die Gebärmutter physiologisch funktionieren kann. Hypnose ist dabei übrigens nichts abgespacestes, auch kein traumähnlicher Zustand in dem man willenlos einem anderen ausgeliefert ist, auch wenn die meisten Leute dieses Wort genau damit assoziieren (weshalb ich auch den Namen Hypnobirthing suboptimal finde). Hypnose ist ein ganz normaler Geisteszustand in dem wir uns mehrfach täglich befinden, wenn wir zum Beispiel in Gedanken sind, Fernsehen oder ein Buch lesen.

Für wen ist Hypnobirthing geeignet?

Hypnobirthing ist für jede schwangere Frau geeignet, es kann sowohl bei Krankenhaus- als auch außerklinischen Geburten angewendet werden, zur vorgeburtlichen Eltern-Kind-Bindung, bei eingeleiteten Geburten und auch bei Kaiserschnitten, weil die Methode sehr gut zur Beruhigung geeignet ist. Also auch wenn Du mit Esoterik und Öko nichts am Hut hast, Hypnobirthing ist für Dich!

Welche Kernpunkte umfasst Hypnobirthing?

Hypnose

Offensichtlich. Im Buch gibt es eine CD mit zwei Hypnosen, die die Eltern-Kind-Bindung aufbauen sollen bzw. Dir einen Zugang zur „Steuerzentrale“ Deines Körpers geben sollen, so dass Du Dich in der Situation der Geburt beruhigen kannst. Es gibt zahlreiche (leider meist englische) Hypnose-Stücke zu kaufen (zum Beispiel bei iTunes) oder kostenlos, zum Beispiel bei YouTube, mit denen Du Dich auf die Geburt vorbereiten kannst. Im Buch wird die Regenbogenentspannung beschrieben, aber auch Shakrameditationen oder Yoga Nidra halte ich für geeignet. Wichtig ist dass Du Dich bei den Stücken fallenlassen kannst, Du die Stimme der Sprecherin magst und oft genug übst, damit Dein Unterbewusstsein konditioniert wird, sich auch in stressigen Situationen zu entspannen.

Atmung

Zur Atmung habe ich schon mal einen Artikel geschrieben. Sie ist ein Kernpunkt für eine schmerzarme Geburt. Die drei Hauptatemtechniken sind die Schlaftatmung, die langsame Atmung und die J-Atmung.

Visualisierung

Mittels Visualisierungen kann man mental die Bewegung des Babys oder zum Beispiel die Öffnung des Muttermundes unterstützen, indem man sich zum Beispiel eine sich öffnende Rose vorstellt.

Entspannung

Durch Entspannung des Körpers (zum Beispiel durch progressive Muskelrelaxation) gibt man ihm die Möglichkeit, seine Geburtsarbeit ungestört zu verrichten. Vor allem Kiefergelenke und Nackenmuskeln sind oftmals verspannt und durch PMR kann man da prima entgegenwirken. Auch hier gilt: Übung macht den (entspannten) Meister.

Affirmationen

Affirmationen sind ein wertvolles Mittel um im Vorfeld die Angst vor der Geburt abzulegen und während der Geburt den Entspannungszustand zu bewahren. Mehr dazu kannst Du hier lesen.

Anker

Ankerpunkte sind eine Methode in der Hypnose, bei der man bestimmte Bewegungen oder Berührungen (es funktionieren aber sicher auch Gerüche oder Geräusche bzw. Musik, das musst Du für Dich selbst herausfinden) benutzt um einen tieferen Entspannungszustand hervorzurufen. Wenn man beispielsweise in den Übungshypnosen stets die Hand des Partners auf der Schulter spürt, dann kann diese Berührung in einer Stresssituation die Entspannung hervorrufen bzw. verstärken.

Geburtsbegleiter und -umstände

Außerdem wird großen Wert darauf gelegt, dass die Umstände unter denen die Geburt statt findet günstig sind. Auch der Geburtspartner spielt dafür eine entscheidende Rolle. Er kümmert sich sowohl um die Bedürfnisse

Ich denke, wenn man den Hypnobirthing-Ansatz verinnerlicht hat und regelmäßig Entspannungsübungen macht, ist man auf einem guten Weg für eine schmerzarme Geburt. Eine Garantie dafür gibt es natürlich nicht. Geburt ist ein biologischer Prozess, diese sind über Jahrmillionen optimiert, aber nicht perfekt. Außerdem gibt es durch unser Geburtshilfesystem einen nicht geringen Störfaktor, gegen den man sich nicht immer wehren kann. Trotzdem kann man eine gute Grundlage legen, keine Frau muss Höllenqualen während der Geburt leiden.


Wenn mein Beitrag Dir gefallen hat, dann lass es mich wissen, darüber würde ich mich sehr freuen.  Wenn Du Fragen oder Anregungen hast, dann schreibe mir doch gern einen Kommentar oder kontaktiere mich direkt. Vielleicht bist Du selbst gerade schwanger und hast Angst vor der Geburt Deines Babys? Ich würde mich freuen, Dir persönlich helfen zu können.

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auf Deinem Weg.  – Susanne


[1] Mendoza, M. E.; Capafons, A. (2009). „Efficacy of clinical hypnosis: A summary of its empirical evidence“ (PDF). Papeles del Psicólogo 30 (2). pp. 98–116. LINK

[2] Smith, C. A.; Collins, C. T.; Cyna, A. M.; Crowther, C. A. „Complementary and alternative therapies for pain management in labour“ (PDF). The University of Adelaide, Discipline of Obstetrics and Gynaecology. LINK

8 Gedanken zu “Hypnobirthing 1×1

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