Sprache in der Geburtsmedizin

Sprache ist mächtig. Sprache beeinflusst, wie wir uns selbst und andere sehen. Mit Sprache kann man geschickt manipulieren oder manipuliert werden. Das gilt für Politik und Wahlen, wie für Marketing und Werbung, und auch für den täglichen Umgang miteinander. Sehr oft sind uns weder die Wörter selbst noch der Wirkmechanismus bewusst, aber eins ist sicher: wie wir uns ausdrücken, bestimmt zu einem gewissen Grad wie wir denken und andersrum. Das Thema beschäftigt Hirnforscher wie Linguisten, heute wollen wir mal einen Blick darauf werfen, wie uns die Sprache in der Geburtsmedizin manipuliert. Wie tief bestimmte Denkstrukturen sitzen, fällt einem erst auf, wenn man selbst die eigene Sprache überprüft und sich kontrolliert, wie man bestimmte Sachverhalte formuliert. Bei der Vorbereitung auf eine selbstbestimmte schmerzarme Geburt ist es nötig, sich dahingehend selbstkritisch zu hinterfragen, um den eigenen eingeschliffenen Denkmustern auf die Spur zu kommen. Wie sehr eine bestimmte Prägung unsere Sprache beeinflusst, und wie tief diese Prägungen sitzen, zeigt sich erst, wenn man mal konsequent versucht sich anders auszudrücken als gewohnt.

Erstmals wirklich aufmerksam auf dieses Thema bin ich übrigens durch ein Interview mit Alfred Rockenschau, einem Wiener Gynäkologen und Geburtshelfer (im wahrsten Sinne, auch wenn der Mann Arzt ist) geworden, das ich erstmals während meiner zweiten Schwangerschaft las und das mich nachhaltig prägte, ebenso wie sein Buch „Gebären ohne Aberglaube“.

Geburtsmedizin an sich ist schon ein Wort, bei dem eine bestimmte Bedeutung mitschwingt. Es impliziert, dass bei einer Geburt eine solche Gefahr besteht, dass medizinische Überwachung und Eingriffe dringed nötig sind, um die Frau und das Kind vor dem Schlimmsten zu bewahren. Geburtshilfe allein scheint da nicht auszureichen.

Schon zu Beginn der Schwangerschaft wird er kalkuliert: Der errechnete Geburtstermin (ET). Nicht selten kommt es dann zur Terminüberschreitung und Übertragung. Im Gegensatz zu unseren Computern sind Frauenkörper aber keine Maschinen und Schwangerschaften können  auch gut mal 300 statt der errechneten 280 Tage dauern. Nur wird ab dem so exakt kalkulierten Stichtag je nach Arzt oder Lage der Frau mehr oder weniger viel Stress verbreitet, in vielen Kliniken auch schon ab ET + 4 oder +7 die Geburt künstlich eingeleitet (was nicht selten einen Kaiserschnitt zur Folge hat). Der psychologische Effekt, den dieser Stichtag in der beschwerlichen Endschwangerschaft hat, führt außerdem dazu, dass die Schwangere und/oder ihr gesamtes Umfeld, sich total auf dieses Datum versteifen und die Enttäuschung bei erreichen oder Überschreiten desselben wächst. Einen Geburtstermin ±2 bis 3 Wochen vom ET anzugeben, wäre nicht nur psychologisch um einiges geschickter, es entspräche sicher auch unserer Biologie mehr (nur 4% der Kinder kommen pünktlich am Stichtag zur Welt).

Viele Frauen bekommen außerdem in der Schwangerschaft zu hören, der Arzt trage ja jetzt die Verantwortung für Sie und das Kind und sie müsse Untersuchung xy jetzt dringend zustimmen, sonst könne man das nicht mehr verantworten. Und die Entscheidung für Eingriff xy wird auch vom Arzt getroffen – dabei ist das doch absoluter Humbug. Auch als Schwangere trifft man selbst die Entscheidung und trägt dafür selbst die Verantwortung, wie jeder andere mündige Mensch auch.

Risikoschwangere zu sein ist ja heute eigentlich schon der Normalfall. Zu jung, zu alt, zu dick zu dünn. Dieses Label bekommen viele der schwangeren Frauen aufgedrückt. Von guter Hoffnung keine Spur und eine Garantie für Panik- sowie Geldmache. Und: wer strenger überwacht wird, bei dem wird auch häufiger etwas gefunden, das diagnostiziert werden kann – auch wenn sich das Problem oft als gar nicht so dramatisch herausstellt.

Viele Menschen, Medien, Ärzte und auch nicht wenige Schwangere selbst sprechen nicht von Geburt oder gebären, sondern von Entbindung oder entbinden bzw. (noch passiver) entbunden werden. Die Frau wird damit von der aktiven Gebärenden, dem Subjekt der Handlung, zum Objekt, der passiven Entbundenen, degradiert. Dies spiegelt in einem einzigen Wort das heutige Arzt-Patientinnen-Verhältnis während Schwangerschaft und Geburt wider (natürlich sind nicht alle Ärzte so, es gibt auch immer wieder positive Beispiele). Die passive Schwangere, die durch Vorgaben, Ansagen und Maßnahmen vom medizinischen Personal, in der Regel in letzter Konsequenz ein Arzt oder eine Ärztin, von ihrem Kind entbunden werden muss, weil sie es alleine ja gar nicht können kann (dabei gehen diese Denkstrukturen nicht selten von beiden Seiten aus!). Die Schwangere hält sich selbst klein und wird kleingehalten, nicht nur mit diesem, aber eben auch mit diesem Wort. – Und überhaupt: bedeutet ent***** nicht immer das Ende von etwas (entfernen, enterben, entzweien)? Ist denn die Entbindung das Ende der Bindung zwischen Mutter und Kind? Dieses Wort gehört einfach aus dem deutschen Wortschatz gestrichen, ähnlich wie zum Beispiel „Fräulein“.

Ein Problem, das speziell in der deutschen Sprache besteht, zeigt sich beim Wort Wehe. Während in der englischen Sprache von labo(u)r (also wörtlich Arbeit) gesprochen wird, tut das deutsche Wort ja schon vom Lesen weh(e). Und so ist es kein Wunder, dass wir bei einer Geburt auch immer (und meist zuallererst) an Schmerz denken. Dass eine Geburt aber bei weitem nicht schmerzhaft sein muss, wissen ja vielleicht einige von Euch schon ;) Nur leider wissen es viele viele Frauen nicht – und leiden deswegen unnötig. Natürlich nicht wegen des Wortes allein, aber wegen des Mindsets, das das Wort so gut verkörpert. Im Hypnobirthing wurde das Wort Wehe durch Welle ersetzt – eine gute Metapher, da eine Gebärmutterkontraktion während der Geburt sich ja langsam aufbaut, einen Höhepunkt erreicht und wieder abebbt. Mir persönlich ist der Begriff manchmal etwas zu esoterisch angehaucht, weshalb ich oft lieber von Kontraktionen rede (aber das mag der einen oder anderen zu technisch sein, das ist Geschmackssache).

Auch bestimmte Bezeichnungen, die wir so beiläufig benutzen, um den Geburtsprozess und die weibliche Anatomie zu beschreiben, sprechen eine eigene Sprache. Da wäre zum einen der Geburtskanal. Ein Kanal impliziert einen langen engen schlauchförmigen Abschnitt, durch den etwas dickes wie der Schädel einen Kindes doch gar nicht richtig hindurch passen kann. Das Gewicht, das eine solche falsche Metapher für eine Frau psychologisch gesehen haben kann, ist nicht zu unterschätzen. Rockenschaub schlägt vor, besser Becken- oder Knochengürtel zu sagen, weil dieses sprachliche Bild viel näher an die eigentlichen physiologischen Verhältnisse heranreicht. Der Beckenboden und der Damm sind, jedenfalls ihrem Namen nach, Hindernisse, die dem Durchtritt des Kindes im Wege stehen. Ein Boden ist ja im besten Falle nicht durchlässig und ein Damm schützt ebenfalls vor Übertritt. Dieser linguistischen Barrieren sollte man sich bewusst werden und das Bild das sie erzeugen mit einem realistischeren physiologischerem  austauschen. Der Beckenboden ist nämlich sehr wohl dehnbar und dafür geschaffen, das Kind hindurch zu lassen, genauso der Damm.

Oft liest man auch von einer aktiven Geburtsleitung und aktiver Leitung der Nachgeburtsperiode durch das med Pers. Das impliziert wieder, dass die passive Gebärende einen Aktiven Begleiter Bracht um die Geburt zu meistern. Das äußere Anleiten ist aber nicht selten Auslöser für Komplikationen.

Mit Austreibungsphase bezeichnen wir oft die Phase der Geburt in der das Baby letztendlich geboren wird. Das Wort erinnert aber mehr an Teufel und Dämonen als eine Geburt und ein Baby.

Auch das Wort Kaiserschnitt ist nicht das wonach es klingt. Dazu möchte ich gern Herrn Rockenschaub selbst zitieren (aus dem erwähnten Interview), da er es so schön treffend formulierte:

„Sogar die Bezeichnung Kaiserschnitt (lat. sectio caesarea) ist ein Schwindel, aber gut gewählt, da Kaiser- in jedweder Kombination – für die meisten das Gefühl von etwas ganz Besonderem vermittelt. Zu Kaiserschnitt kam man durch die Verballhornung des lateinischen caesa re (zu Deutsch: im Todesfall*) zu Caesare (zu Deutsch: bei oder von Caesar). Im Übrigen nannten die Römer ihre Kaiser nicht Caesar, sondern Rex.“

*Der Kaiserschnitt galt nämlich als letztes Mittel, das Kind aus der toten oder sterbenden Frau zu befreien, um es zu retten, oder wenigstens getrennt bestatten zu können.

Der Begriff „sanfter Kaiserschnitt“ (Misgav-Ladach-Technik) ist ebenfalls missverständlich. Sanft ist an dieser Bauchoperation nicht viel, ebenso wie bei anderen Operationsmethoden werden sämliche Bauchschichten geöffnet um das Kind aus dem Bauch der Mutter holen zu können.

Ich danke allen, die meiner kleinen Twitter-Umfrage mitgemacht haben für die zahlreichen Inspirationen! Wer mag, darf gern einen Kommentar da lassen und sein Unwort aus der Geburtsmedizin hier posten :)


Wenn mein Beitrag Dir gefallen hat, dann lass es mich wissen, darüber würde ich mich sehr freuen. Wenn Du Fragen zum Thema oder Anregungen für weitere Artikel hast, dann schreibe mir doch gern einen Kommentar oder kontaktiere mich direkt. Vielleicht bist Du selbst gerade schwanger und hast Angst vor der Geburt Deines Babys? Ich würde mich freuen, Dir persönlich helfen zu können (natürlich kostenlos!).

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auf Deinem Weg.  – Susanne


 

 

32 Gedanken zu “Sprache in der Geburtsmedizin

  1. Der Text ist sehr gut geschrieben! Ich würde mir wünschen, dass manche Hebammen und Ärzte ihn lesen und den eigenen Sprachgebrauch kritisch überdenken. Durch unglücklich gewählte Worte kann man so viel Angst und Schrecken verbreiten, dessen sollten sich die Menschen viel bewusster sein.

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  2. Danke Sanne für diese gute Zusammenfassung!

    Über einige dieser Worte hatte ich selbst echt noch nicht nachgedacht … zb „Damm“ … echt verrückt oder!?

    Danke, dass du uns darauf aufmerksam machst.

    Liebe Grüße,
    ~Tabea

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  3. Der Artikel hat mir wirklich gut gefallen, gerade auch weil ich mich sehr intensiv mit meiner Geburt im Nachhinein auseinander setze.
    Was ich sehr schön fand, war mein Vorbereitungskurs, wo es hieß die „Wehe rollt an“. Es wird zwar noch Wehe gesagt, aber es hat mehr etwas von Welle. Durch die ganzen Tipps und auch das Bewusstsein, dass die Kontraktion für etwas gut ist, konnte ich diese sehr gut veratmen.
    Schlimm wurde es erst bei der „Austreibungsphase“, wo man wirklich ein Objekt wird, welches das Kind raus kriegen muss. Der dabei angewendete „Kristeller Handgriff“ verharmlost dabei das, was eigentlich geschieht.

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    1. Hallo Maria,
      danke für Deinen Kommentar. Kristellern klingt ja fast wie Kristall und sehr edel. Schlimm, dass ein solcher Handgiff überhaupt noch angewendet wird (er ist ja oft sehr traumatisierend und schmerzhaft für die Frau) ist eigentlich eine Schande. Gerade bei Gebärenden, die auf dem Rücken liegen, wäre es viel besser sie einfach in eine aufrechte Position zu bringen.
      Liebe Grüße und alles Gute
      Susanne

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  4. Mir, als Hebamme, würde dann noch einfallen generell doch auch eher das Wort Geburtsweg zu nehmen, statt Geburtskanal. Wenn es denn sein muss: Eröffnen der Fruchtblase statt „Blasensprengung“ was Mann/Frau immer mal wieder hört. Dann z.B. statt „Kopf- Schwarten-Elektrode“ lieber interne Ctg Ableitung. Für den sehr Invasoren Damm Schnitt der leider immer noch viel zu viel durchgeführt wird, gibt es doch vielleicht doch die Möglichkeit über „Erweiterung des Damm Gewebes“ zu sprechen. Grüße! Und danke für den gelingenden Artikel. Beatrice

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    1. Hallo Beatrice,

      danke für Deinen Kommentar und Deine ganzen Vorschläge. Ich denke auch, dass man viele der technischen Ausdrücke anders formulieren könnte (und außerdem bräuchte man sehr oft den Großteil der Interventionen gar nicht).
      Danke für Deinen Kommentar :)
      Susanne

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  5. Hallo! Danke erst einmal für den gelingenden Artikel! Als Hebamme fällt mir noch ein, das im allgemeinen der Geburtsweg doch generell schöner klingt als Geburtskanal. Interne CTG Ableitung netter als Kopf Schwarten Elektrode, Erweiterung des „Damm“Gewebes immer noch besser als Dammschnitt. Und richtig ! generell ist das Wort !! Damm!!!!ziemlich ungünstig und ebenfalls als Hinderniss zu betrachten, welches überwunden werden muss! Dieses“ Entbinden „macht mich seid Jahren sauer!! Wieviele Ärzte das aber auch sagen und leider auch einige meiner Kolleginnen. „Eröffnung“ der Fruchtblase sicherlich treffender als !!!“Blasensprengung“““!!! Und auch der Ausruf: !“der Herzton ist weg !“unter Geburt, wenn die Ableitung, bei dem leider häufig geforderten Dauer Ctg in der Endphase ( auch viel viel besser als „AustreibungsPhase“ ) mal nicht so kontinuierlich ist , ist nicht sehr sensibel!! Es gibt so viel was Mann/ Frau ändern könnten unter der Geburt!!

    Liebe Grüße aus dem Rheinland.
    Beatrice

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  6. Super Artikel,danke! Wenn man jetzt noch statt „Angst vor der Geburt“ zu sagen, das Wort „Angst“ durch „Respekt“ ersetzen würde,wäre schon der erste Schritt für ein besseres Gefühl im Hinblick auf eine bevorstehende Geburt gemacht ;-)

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    1. Liebe Insa :)

      Dass Frauen Angst vor der Geburt haben, kann ich verstehen. So wie Geburten in unserer Zeit sind, sind sie ja auch zum fürchten. Die Angst ist aber natürlich total kontraproduktiv und auch eigentlich nicht angebracht, wenn man die richtigen Voraussetzungen hat. Eine Geburt muss weder traumatisch noch übermäßig schmerzhaft sein. Natürlich, ein gewisser Respekt sollte dabei sein um den Fokus für die Vorbereitung nicht zu verlieren. Ich hoffe sehr, dass viel viele Frauen ihre Angst verlieren und erfahren können, was Geburt für ein wundervolles Ereignis sein kann.
      Danke für Deinen lieben Kommentar
      Liebe Grüße
      Susanne

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    2. Ein ganz toller Artikel. In meiner Arbeit mit Schwangeren ist die Sprache ein wesentlicher Aspekt. Aus dem Artikel nehme ich richtig was mit: über den „Damm“ hatte ich bisher gar nicht nachgespürt. Stimmt, es assoziiert „Hindernis“.

      Leider ist es heute traurige Wirklichkeit, dass sehr viele Schwangere wirklich „Angst“ haben. Mir schrieb eine Gynäkologin, dass Geborgenheit in der Schwangerschaft ein riesengroßes unerfülltes Bedürfnis heute sei. Sie bei Ihren Patientinnen sieht, dass die Verunsicherung immer größer wird und freudige Erwartung nicht mehr vorhanden sei. Als Psychologische Beraterin finde ich es ganz wichtig, dass jedes Gefühl mit seinem Namen benannt wird. „Angst“ durch „Respekt“ generell auszutauschen kann genau das Gegenteil bewirken. Die „Angst“ wird dann weniger, wenn sie sein darf, wenn man ihre Ursachen erforscht und wenn ich mit den Müttern und Vätern in meiner Arbeit dann nach den Ressourcen und guten Bildern suche und daran arbeite, dass diese inneren Wünsche und Sehnsüchte die Chance bekommen, dass Paare sie verwirklichen.

      Kurz: Manche Frau hat „Respekt“ vor der Geburt und andere „Angst“. Und dann kann die Frau genau da abgeholt und in ihre innere Sicherheit geführt werden. Jede auf ihre ganz eigene Weise.

      Toll, dass es diesen Block hier gibt. Bin begeistert und sende viele Grüße aus Bonn, Doris Lenhard

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      1. Liebe Doris,

        ich finde es ist wichtig zu verstehen, dass vor der Geburt Angst zu haben nicht nur überflüssig ist (weil es ein Wunderschönes Erlebnis sein kann welches nicht schmerzhaft sein muss, bei richtiger Vorbereitung und Begleitung selbstverständlich) , Angst ist auch absolut hinderlich für einen gesunden physiologischen Geburtsprozess. Angst ruft Spannung und Schmerzen hervor. Wer Angst hat während der Geburt verstärkt alle Schmerzen die er erfährt. Ich hatte zu Beginn meiner zweiten Schwangerschaft große Angst vor der Geburt und habe gar nicht verstanden, wie ich diese loswerden soll. Es war ausdauerndes Training nötig, am Ende der Schwangerschaft hatte ich aber keine Angst mehr. Ich habe mich auf die Geburt gefreut. Und ich hatte deshalb und wegen vieler anderer Sachen eine wunderschöne Geburt ohne Schmerzen.
        Viele Grüße nach Bonn (oh, da fliege ich morgen auch hin :) )
        Susanne

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      2. Liebe Sanne,

        Ja, das beobachte ich auch. Zu Beginn der gemeinsamen Arbeit ist Angst da. Die schauen wir uns an: wo kommt sie her? Welches Bild von Geburt hast Du? Wie bist Du selbst auf die Welt gekommen? Was hat Deine Mutter in der Schwangerschaft mit Dir erlebt? Wie sieht Dein ganz normaler Tagesablauf aus? Und dann machen wir das, was Du mit viel schöneren Worten beschreiben kannst, als ich.
        Miteinander arbeiten: Im wahrsten Sinn des Wortes ERLEBEN, dass der Gedanke ein Gefühl auslöst und der den Körper zu Reaktionen bringt. Wusstest Du, dass zwischen dem Gedanken und der Körperreaktion ganze 6!!! Sekunden liegen?

        Wenn sie die Augen öffnen, sehen sie dass die Arme nicht mehr in gleicher Höhe sind.
        Bereits da verwandelt sich ein Teil der Angst in „Ja, wenn das so ist, dann kriegt mein Körper das auch in der Geburt hin. Hypnobirthing ist da ein Klasse Ansatz, bin ja auch Hypnobirthing-Kursleiterin.

        Das, was Du erlebt hast und ich in Bonn mit Paaren erleben darf, ist ein Selbsterfahrungsprozess. Da ist das Defizit in der „normalen“ Geburtsvorbereitung. Es geht darum, rauszukommen aus dem Denken, Kontrollieren, Anspannen, den unerfüllten Bedürfnissen und Sehnsüchten an den Partner. Hin zu inniger Nähe, tiefem Vertrauen zueinander und zu dem Baby. Kurz: Raus aus der linken Gehirnhälfte und den Neokortex, rein in die rechte Gehirnhälfte (damit kommuniziert auch das Baby und wenn die Eltern da nicht sind, fühlt sich ein Baby richtig allein) und in den ältesten Teil unseres Gehirns: unserer Intuition und Gefühlszentrale.

        Denn mit guten Gefühlen erreichen wir so viel mehr. Die gute alte Neurobiologie weiß seit langem, dass der Mensch zum „Lernen“ die Körpererfahrung braucht. Dann ist es im Brain (Langzeitgedächtnis) und im Körper (den Zellen) als Erinnerung im gespeichert. Mit weiteren Übungen zum Atmen, Entspannen, Vertiefen der Entspannung und und und weitere Selbst-Erfahrungen aus Angst ein tiefes Spüren „Ich kann das und werde mit meinem Baby und meinem Mann eine gute Geburt erleben.“ Und das geht einfach nicht an einem Wochenende und in einer Vorbereitung, die Fakten von Verstand zu Verstand übermittelt.

        Weißt Du, ich hatte nun wiederholt Frauen in ihrer zweiten Schwangerschaft hier. Jede erste Geburt war ganz anders als gewünscht, sage ich jetzt neutral. „Wenn ich die Atmungen damals gekannt hätte…“ sagte eine Frau. Die zweite Frau brauchte Anleitung, ihren Körper überhaupt zu mögen und weil sie ungewollt schwanger war, war das nochmal ein Thema. In den Ablösestunden für ihre zweite Geburt tauchte etwas Unbewusstes aus der ersten Geburt auf: „Ich konnte meinen Bauch doch nicht aufmachen und mein Kind in diese Beziehung gebären.“ Und heute saß eine Ärztin, eine Gynäkologin, hier. Wir haben die Wellenatmung geübt. Es hat kein Mensch in ihrer ersten Geburtsvorbereitung gemerkt, dass sie ihre Bauchmuskeln anspannt und den Bauch beim Einatmen extra weit nach vorne schiebt.

        Was machst Du denn in Bonn? Wenn Du magst, melde Dich einmal bei Deinem nächsten Besuch in Bonn. Ich fände es Klasse, dass wir uns kennenlernen.
        Gute Reise und eine gute Zeit, Doris

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      3. Liebe Doris,

        Das hast du wirklich wundervoll erklärt und du hast ja wirklich viel viel Erfahrung mit dem Thema :)
        Wir Besuchen in Bonn unsere Freunde und fahren dann weiter in die Heimat. Wir wohnen gerade in Dublin und fahren über die Feiertage nach Hause.
        Ganz liebe Grüße
        Susanne

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  7. Toller Artikel, danke!!
    Wenn man jetzt noch statt von „Angst vor der Geburt“ zu reden versuchen würde, das Wort „Angst“ durch „Respekt“ zu ersetzen, hätte man schon einen wichtigen Schritt für ein positives Gefühl im Hinblick auf eine bevorstehende Geburt getan.
    LG Insa

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  8. Die Geburt meines Sohnes wurde durch die unworte „sie brauchen“ und „wie müssen geprägt“ „sie brauchen jetzt aber wirklich eine PDA und wir müssen das jetzt machen“ ich musste mich während der kompletten Schicht gegen diese Hebamme durchsetzen die mir immer sagte sonst würde ich es nicht schaffen mein Kind zur Welt zu bringen…

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    1. Liebe Lusa,

      Danke für deinen Kommentar :) was du erlebt hast, passiert leider sehr oft. Kennst du Die Seite gerechte-Geburt.de und die RosesRevolution? Ich finde, solche Hebammen und Ärzte brauchen dringend eine Rückmeldung wie sich ihr Verhalten auf die Gebärende auswirkt.
      So einen Kampf braucht keine Frau, die gerade ihr Kind auf die Welt bringt.
      Ich wünsche Dir alles Gute
      Liebe Grüße
      Susanne

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  9. Echt gut geschrieben. Danke!
    Meine Ärztin wurde blass, als ich ihr damals von der geplanten Hausgeburt berichtete. Ich finde sie sonst echt gut, aber da gingen unsere Meinungen meilenweit auseinander. Es war aber genau richtig, denn ich habe meine Tochter zur Welt gebracht, völlig selbstständig, ohne Eingriffe, ohne CTG usw.
    Wenn noch ein Kind käme, würde ich dann nur noch bei der Hebamme Vorsorgetermine machen, damit mir nicht mehr solche sprachlichen Hindernisse eingeredet werden. :-)
    Vielen Dank für deine Denkanstöße!
    Anja

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    1. Liebe Anja,
      Danke für deinen Kommentar. Meiner Frauenärztin habe ich von meinen Plänen einer HG gar nicht erst erzählt, weil ich wusste, dass sie sehr ablehnend reagieren würde. Leider können sich Mediziner in vielen Fällen gar nicht vorstellen, dass eine Frau selbstbestimmt und ohne Hilfe ein Kind gebären kann. Dabei ist durch Dutzende Studien gezeigt dass HG genauso sicher sind wie Klinikgeburten. In England wird gesunden Frauen mittlerweile zu einer ausschließlich hebammengeleiteten Geburt geraten, weil das nachweislich am sichersten ist. Wie bei so vielen Wahrheiten wird das noch eine Weile dauern um sich ins öffentliche Bewusstsein einzugraben. Aber deswegen ist es so wichtig für diese Idee kämpfen, finde ich.

      Meine Frauenärztin hat mich dann nach der 25.Woche auch nicht mehr gesehen und ich war sehr glücklich mit meiner Hebamme :)

      Liebe Grüße und alles Gute
      Susanne

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  10. Genau … Sprache ist so mächtig. Ich kenne eine sehr wortgewandte Hebamme, die allein durch ihre Äußerungen das Geburtsgeschehen sehr positiv beeinflusst. Mit ihr zu arbeiten ist wirklich toll.
    Danke für diesen wichtigen Text.
    LG, Anja

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  11. Danke für den Beitrag. Und für das Stillen kann man gleich so weiter machen: Beispielsweise suggeriert der Begriff „Milcheinschuss“ für das Phänomen der „Initialen Milchdrüsenschwellung“ (so der Fachbegriff) dass erst dann Milch da wäre. Das stimmt natürlich nicht. Bereits in der Schwangerschaft ist das sogenannte Kolostrum, die bestens auf das Baby angepasste Neugeborenenmilch in der Brust…..

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    1. Liebe Christina,

      Das stimmt, da hast Du recht :) über das Stillen habe ich noch gar nicht so nachgedacht, weil das bei mir immer ganz gut geklappt hat. Ich bin sicher dort liegt auch einiges im Argen.
      Viele Grüße
      Susanne

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    2. Ich finde am Begriff Milcheinschuss noch schlimmer, dass es den meisten Frauen suggeriert, dass nun die Brust so groß ist weil „zu“viel Milch da ist. Sie haben dann Angst ihr Kind weiterhin häufig anzulegen (was ja jetzt um so wichtiger ist), weil sie denken das dann immer mehr Milch kommt und die Schwellung nicht weg geht.

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  12. Toller Artikel – aber eine Geburt tut nicht weh?! Interessant…ich denke, dass eine normale Entbindung (und ich tue mir mit dieser Bezeichnung nicht schwer, da ich von etwas entbunden werde…nämlich einem Menschen, der in mir herangereift ist und der nun zu einem Menschen wird, den ich auf der Welt in meine Obhut nehme und erziehe) Schmerzen mit sich bringt….meistens braucht es nämlich keinerlei Schmerzhemmer, um den so viele Schwangere bzw. Gebärende bitten…(tun sie sicherlich nicht aus Spaß, sondern weil es weh tut) … aber das ist bei der vorliegenden Physiologie (oder als auch immer der korrekte Fachausdruck dafür sein mag) eben impliziert. Also…hab ich gedacht, ich schreib mal schnell was zu der Meinung der Autorin, dass eine Geburt nicht weh tun muss…diese Haltung bzw. Aussage stört mich nämlich ziemlich (ich wäre auch dafür, dass sie nicht weh tun muss – aber das ist nunmal der Fall…seit vielen, vielen Jahren).

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    1. Liebe Sigrun,

      Das denken in der Tat fast alle Menschen und ich hatte ebenfalls eine erste schmerzhafte Geburt. Dass eine Geburt nicht weh tun muss klang für mich erstmal komplett wie Unsinn als ich auf Hypnobirthing stieß. Ich habe das Buch von Marie Mongan dann in einem Rutsch gelesen und war gleich von dem Konzept überzeugt. Wenn andere Muskeln bei ihrer normalen Arbeit nicht weh tun müssen, wieso dann die der Gebärmutter. Gerne lade ich dich ein mehr dazu auf meinem Blog zu lesen, dir Hypnobirthing-Geburtsberichte und Videos anzusehen und dich allg mit dem Thema zu beschäftigen. So unglaublich es klingt, so wahr ist es auch. Ich durfe es selbst erleben.

      Ich wünsche dir alles Gute auf deinem Weg und danke dir für deinen Herausfordernden Kommentar :)
      Liebe Grüße
      Susanne

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