Wenn Du keine Alleingeburt planst, dann solltest Du Dir im Vorfeld Gedanken um Dein „Geburtsteam“ machen, das Dich in Schwangerschaft und unter der Geburt professionell betreut. Möchtest Du außerklinisch gebären? Oder mit einer Beleghebamme oder einem Belegarzt oder in der Klinik? Jede Frau muss da ihren eigenen Weg finden, hier beschreibe ich mal explizit meine eigenen Erfahrungen und die daraus entstandenen Präferenzen.
Die Hebamme
Ich bin mir sicher: meine zweite Geburt wäre ohne das professionelle Team im Hintergrund so nicht möglich gewesen. Eine Alleingeburt hätte ich mir nicht zugetraut (wer das tut und wie Sarah Schmidt auch eine unbetreute Schwangerschaft vorzieht, der darf hier gern aufhören zu lesen), ich wollte gern eine hebammenbetreute Geburt. Hebammengeleitete Geburten, ob wie in meinem Fall zu Hause, in Geburtshäusern oder hebammengeleiteten Kreißsälen sind so sicher wie ärztlich geleitete Geburten, es kommt aber viel seltener zu Interventionen [1, 2]. Und genau das wollte ich für meine Geburt: ich wollte mich darauf verlassen können, dass ich in jedem Moment in meinen Bedürfnissen, Wünschen und Forderungen respektiert werde – ob nun während der Schwangerschaft oder der Geburt selbst. Deshalb suchte ich mir schon ganz zu Beginn der Schwangerschaft Unterstützung im Geburtshaus meiner Stadt. Die derzeitige Lage der Hebammen zwingt leider viele freie Hebammen aus wirtschaftlichen Gründen zum Aufgeben und deshalb ist es wichtig, sich schon früh in der Schwangerschaft um eine Hebamme zu kümmern, wenn man eine Hebammenbetreuung will. Viele Frauen müssen abgewiesen werden, weil die verbleibenden Hebammen keine ausreichenden Kapazitäten haben.
Auch wenn man einen Frauenarzt hat und weiß, dass man zur Geburt ins Krankenhaus gehen wird: über eine Hebammenbetreuung nachzudenken, lohnt sich in jedem Fall. Eine Beleghebamme lernst Du schon während der Schwangerschaft kennen und sie begleitet dann Deine Geburt im Krankenhaus von Anfang bis Ende: kein Schichtwechsel, keine fremde Person in einem solch intimen Moment. Wenn auch eine Beleghebamme für Dich nicht in Frage kommt, suche Dir eine Hebamme für Schwangerschaft und Wochenbett. So oft machen betreuende Frauenärzte (unnötig) Panik, weil einzelne Werte (grenzwertig) auffällig sind und wir als Schwangere lassen uns davon viel zu leicht verunsichern. Wie gut tut da eine Vertrauensperson im Hintergrund, die man unkompliziert nach einer zweiten Meinung fragen kann und die aus einer ganz anderen Perspektive auf die Schwangerschaft schaut, als ein Arzt. Hebammen sehen Schwangerschaft als normalen Prozess an, sie suchen nicht nach Fehlern und Krankheiten. Gerade in der ersten Schwangerschaft, wenn alles neu und ungewohnt ist, tut so ein unbelasteter Blick ganz gut.
Auch der Umgang der Hebammen mit mir selbst war viel persönlicher als der meiner Ärztinnen. Hebammen haben viel mehr Zeit, auf die Schwangere einzugehen und können, bis auf den Ultraschall, alle Untersuchungen in der Schwangerschaft durchführen (auch Blutabnahmen und Abstriche). Die Termine bei meinem Hebammenteam waren mehr wie ein Treffen mit einer guten Freundin – auf Augenhöhe, in entspannter Atmosphäre. Stets wurde mit meinen Bedenken und Wünschen ernst genommen – etwas was ich von meiner Frauenärztin nicht unbedingt sagen kann.
Während der Geburt selbst war die anwesende Hebamme sehr zurückhaltend, ermutigend und vorsichtig. Sie wusste, was ich möchte, was ich brauche, und was nicht. Sie war einfühlsam und hat nur das Nötigste getan, um mich nicht aus meinem „Flow“ zu bringen. Sie hat während der Wehen gemerkt, dass ich nicht kommunizieren konnte und wollte und hat stets um Erlaubnis gefragt: bei jeder Berührung, jeder Untersuchung (was sehr wichtig für die Privacy und damit für eine ungestörte leichte und schmerzarme Geburt ist). Ich wünschte, jede Frau könnte während der Geburt so begleitet werden wie ich bei meiner zweiten. Dann hätten wir eine völlig andere Geburtskultur, da bin ich mir sicher.
Der Frauenarzt
Wie schon gesagt, mit meiner Frauenärztin wurde ich einfach nicht warm. Es gibt wundervolle Frauenärzte, das weiß ich (und wenn Du einen solchen hast: schätze Dich glücklich und behalte ihn), aber es gibt auch solche, zu denen man als Schwangere besser nicht geht. Zu viel Panik wird verbreitet, zu früh werden Aussagen gemacht, über ein vorzeitiges frühes Ende einer Schwangerschaft, zu kleine und zu große Babies werden vorausgesagt, Frauen wird nicht geglaubt, sie werden nicht gehört. Ich habe anfangs mein Bauchgefühl ignoriert, das mir sagte: hier fühlst Du Dich nicht gut aufgehoben, leider. Andere Praxen waren voll belegt und so musste ich bleiben wo ich war.
Irgendwann nach der 20. SSW habe ich beschlossen, die Vorsorgen dann ausschließlich bei meinen Hebammen zu machen – und mir fiel ein Stein vom Herzen, nicht mehr in diese Arztpraxis zu müssen. Ganz klar: hätten die Hebammen etwas besorgniserregendes festgestellt wäre ich natürlich zu einem Arzt gegangen. Aber eine gesunde Schwangerschaft (die ich zum Glück genießen durfte), kann auch ausschließlich hebammenbetreut sein.
Wenn Du Dich von (D)einem Arzt schlecht behandelt fühlst, wenn Dein Arzt (mit einer von dir gewünschten) Hebammenbetreuung nicht einverstanden ist, wenn Du das Gefühl hast, es wird nur Panik oder Geld gemacht und Du und Dein Kind ihr steht nicht im Mittelpunkt, dann lass Dir das nicht gefallen, Wechsel den Arzt, Wechsel die Praxis, Wechsel das Krankenhaus, falls nötig (das gilt natürlich auch für Hebammen!). Du und Deine Wünsche sollten im Mittelpunkt stehen. Nur weil Du schwanger bist, heißt das nicht, dass Du alle Entscheidungsgewalt abgeben musst (das würden wir ja sonst auch nicht).
Ich möchte nicht falsch verstanden werden: Es gibt ganz sicher tolle niedergelassene Gynäkologen und auch Geburtsmediziner in Kliniken, aber viel zu oft geht es nicht um die Frau und ihr Kind (auch wenn das oft glaubengemacht wird). Viel zu oft wird gedroht, erpresst und misshandelt – und das darf nicht sein.
Die Doula
Eine Doula ist eine Frau, die selbst Geburtserfahrung gemacht hat und anderen Frauen bei ihrer Geburt zur Seite steht. Sie unterscheidet sich dabei von einer Hebamme, weil sie keine medizinische Begleitung anbietet. Sie unterstützt Dich aber in allen mentalen und physischen Herausforderungen, die eine Geburt so mit sich bringt. Eine Doula kann eine wertvolle Erweiterung für Deine Geburt sein, gerade auch wenn sie Erfahrung mit Hypnobirthing hat. Dann kann sie Dich während der Geburt anleiten und Dich unterstützen, falls Du es brauchst.
Wie Dein Team und Deine Präferenzen auch immer aussehen, suche Dir die Menschen, die Dich in dieser prägenden Phase begleiten gut aus. Gib nicht auf, wenn Du (vorerst) keine Hebamme findest. Wenn Du unzufrieden mit dem Arzt/Hebammen-Patientinnen-Verhältnis bist: ändere etwas. Etwa durch eine Aussprache oder einen Wechsel. Man sollte den Stress, den ein solch schlechtes Verhältnis mit sich bringt nicht unterschätzen. Die Chemie sollte in jedem Fall stimmen und Dein Team sollte Deine Vorstellungen von Überwachung während der Geburt kennen und teilen. Das ist einer der Schlüssel für eine schmerzarme selbstbestimmte und sichere Geburt.
Wenn mein Beitrag Dir gefallen hat oder Du Anmerkungen oder Diskussionsbedarf hast, dann lass es mich wissen – schreibe mir gerne einen Kommentar :)
Vielleicht bist Du selbst gerade schwanger oder planst eine Schwangerschaft und hast Angst vor der Geburt Deines Babys? Ich würde mich freuen, Dir persönlich helfen zu können (natürlich kostenlos!).
Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auf Deinem Weg. – Susanne
Über eine Doula denke ich auch nach… müsste aber tatsächlich eine sein, die sich mit Hypnobirthing auskennt. Hattest du eine? Wenn ja, wie hast du es empfunden? Ich bin unentschlossen, wieviele Personen um mich herum vertragen kann. Alle hausfremde Personen, dringen ja in meine Privatsphäre irgendwie ein – du weist was ich meine, oder?
Ich finde deinen Text übrigens wieder wirklich toll und informativ geschrieben. Du schaffst es immer deine Texte so strukturiert aufzubauen – das gefällt mir <3 – kann ich selbst leider nicht so gut ;-)
Liebe Grüße
Mother Birth
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Hallo Du Liebe :)
Vielen Dank für Deinen lieben Kommentar, das ehrt mich sehr :)
Ich hatte keine Doula, ich bin glaub ich eher nicht der Typ dafür ;) Ich brauchte auch unter der Geburt keine Unterstützung von meinem Mann, aber das habe ich erst in diesem Moment gemerkt (ich hatte ihm alle erdenklichen Aufgaben vorher aufgeschrieben ;D ) Aber ich denke, gerade wenn es die erste Geburt ist, ist ja auch der Partner manchmal etwas überfordert und da kann so eine nichtmedizinische professionelle Unterstützung Gold wert sein. Auf jeden Fall sollte man sie vorher gut kennenlernen, damit man sie eben nicht als Fremde ansieht und sie genau nicht die Privatsphäre stört.
Viele liebe Grüße :D
Susanne
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<3 ach liebe Sanne <3
Ich habe dem Herzensmann auch alle möglichen Aufgaben zugedacht und bin so froh, dass er mich in und auswendig kennt, so dass er gemerkt hat, dass ich nichts brauche. Er hat sich zurückgezogen – das war die beste Unterstützung, die er mir geben konnte und ich bin so unendlich dankbar dafür, dass er mir dieses Geschenk der Liebe gegeben hat.
Ich hatte ja vorher auch keine richtige Ahnung, dass ich sooooo wenig Unterstützung erfahren wollte.
Danke für deine Worte. Du hast damit mir eben wundervoll vor Augen geführt, warum ich die Doula nicht haben sollte ;-) …
Liebe Grüße
Mother Birth <3
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da geb ich dir definitv recht, ein gutes team macht glaub ich sooo viel aus! ich hatte für meine geplante hausgeburt eine hebamme, mit der ich mich sehr gut verstanden habe. sie ist auch eher ‚alternativ‘ und hätte während der geburt eigentlich nicht viel gemacht, sondern wäre einfach nur da gewesen, wenn ich denn nicht explizit etwas von ihr gewollt hätte!
leider hatte ich aber einen kaiserschnitt, jedoch mitten in der nacht und erst nach wehenbeginn und blasensprung. und ich muss zu meiner überraschung sagen, dass das anwesende team im krankenhaus absolut toll war. die atmosphäre war sehr ruhig und entspannt und ich konnte ihnen voll vertrauen! auf unsere wünsche wurde ohne probleme eingegangen, was im endeffekt den kaiserschnitt auch so schön als möglich gemacht hat.
falls ich nochmal schwanger werde, werde ich mit sicherheit bei einer hebamme die vorsorgeuntersuchungen machen lassen, bis auf die ultraschalls halt. mein arzt ist zwar sympathisch und nett, aber eben schulmedizinischer arzt – er sagte mir immer ein sehr kleines kind vorraus und ich musste den zuckertest wiederholen, weil ein wert leicht grenzwertig war! (bei der ko allerdings alles weit unter dem grenzwert). außerdem hab ich in der ss nur 8kg zugenommen, deswegen bat er mich auch sehr oft zur kontrolle, obwohl ich instinktiv wusste, dass alles ok war! ich hatte einfach immer ein gutes gefühl und ich denke, wenn man seinen körper sehr gut kennt und darauf vertraut und hört, weiß man selbst am besten, was los ist!
mein baby war übrigens normale 50cm groß.
greets cao
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Hallo Cao,
danke für Deinen Kommentar :) Gerade bei einem Kaiserschnitt kommt es so sehr darauf an, wie das medizinische Personal die Schwangere behandelt. Mit Respekt und Ruhe und wenn auf die Wünsche der Frau eingegangen wird, dann kann auch ein medizinisch notwendiger KS eine schöne Geburtserfahrung sein, glaube ich. Leider sind sich viele Ärzte und Schwestern der Tragweite ihrer Handlungen und Aussagen gar nicht so bewusst, oder es ist ihnen schlicht egal :( Manchmal wird schon, wie Du auch schreibst, bei der Vorsorge so ein Panik gemacht, dass der Stress für die Mutter der von der Verunsicherung herrührt viel größer ist als die eigentliche Ursache.
Viele liebe Grüße,
Susanne
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Hallo liebe Susanne,
Ich finde deinen Beitrag toll ;)
Ich bin hin und hergerissen und weiß noch nicht richtig was ich mal möchte. Ich hatte vor kurzem eine FG und war unter Frauenärztlicher Betreuung. Ich denke im Geburtshaus wäre das Ergebnis das Gleiche geblieben, aber ich hätte ohne die ganzen Ultraschalls und „Naja, das sieht schon komisch aus …“-Kommentare etwa 2 Wochen mehr Frieden gehabt. So hatte ich ständig flaue Gefuhle, Angst und Trauer und lebte in einem so ungewissen Panikzustand. Ich habe mir für meine nächste SS vorgenommen ausschließlich im Geburtshaus die Vorsorge machen zu lassen aber gleichzeitig Angst vor Komplikationen.
Entschuldige, dass ich dir meine Geschichte „aufs Auge drücke“. Ich hoffe lediglich auf eine etwas unbeteiligtere Meinung.
Liebe Grüße
Lotte
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Liebe Lotte,
Vielen vielen Dank für Deinen Kommentar, ich freue mich immer wenn mir jemand schreibt :D
Zuerstmal, bitte entschuldige Dich nicht, ich höre alle Geschichten gern, auch die traurigen – die gehören auch zum Leben. Es tut mir leid zu hören, dass du eine Fehlgeburt hattest :(
Ich denke, ich würde mich einer solchen Situation auch im GH wohler fühlen als bei einem Arzt. Manche Frauen wollen vielleicht auch lieber eine Ultraschallüberwachung, andere hören lieber in ihren Körper hinein. Ich möchte immer die sehr ruhige und gelassene Art meiner Hebammen, die hätte mir sicher auch in einer solchen Situation geholfen. Und du hast recht: manchmal ist nicht-wissen auch einfach besser. Manchmal bekommt man erst mit was man will, wenn man in der konkreten Situation ist. Entscheide das nächste mal nach deinem Gefühl <3
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und dass das kleine Seelchen wieder zu euch findet wenn ihr bereit dazu seid. Wenn es soweit ist würde ich mich freuen wenn du mir schreibst :)
Ganz liebe Grüße
Susanne
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