Braucht man einen Geburtsvorbereitungskurs?

Diese Frage wird mir häufig gestellt. Ziemlich häufig sogar. Braucht man einen Geburtsvorbereitungskurs? Wie sinnvoll ist so ein Kurs? Und ist ein Hypnobirthingkurs anders und eventuell sinnvoller zu belegen? Und ist er das Geld wert? Ich versuche mal die Frage so dezidiert wie möglich zu beantworten, aber wie so oft kann ich natürlich nur aus meiner eigenen Perspektive schreiben. Eine definitive Antwort für jeden kann ich bestimmt nicht geben. Gerade deswegen würde mich Eure Meinung in den Kommentaren interessieren, wie habt ihr euren Geburtsvorbereitungskurs erlebt? Würdet ihr noch mal einen machen? Hattet ihr einen Hypnobirthing-Geburtsvorbereitungskurs? Fandet ihr, er war das Geld wert?

Der normale Geburtsvorbereitungskurs

In meiner ersten Schwangerschaft habe ich zusammen mit meinem Mann einen Paar-Geburtsvorbereitungskurs im örtlichen Geburtshaus besucht, wo auch die Vorsorgeuntersuchungen durch meine Beleghebammen stattfanden. Ich fühlte mich immer wohl dort und fand die Atmosphäre sehr angenehm. Auch das Gebärzimmer anzusehen war spannend, auch wenn ich zur Geburt ins Krankenhaus gehen wollte (so eine Gebärwanne sieht man ja nicht aller Tage ;) ). Der Geburtsvorbereitungskurs war durchschnittlich würde ich sagen (auch wenn ich keinen Vergleich habe). Es gab Tee, es war eine lockere Atmosphäre und ich habe eine Freundin kennengelernt, mit der ich noch heute in Kontakt bin. Außerdem wurden die Kosten für den Kurs von der Krankenkasse getragen. Wir hatten auch kein Geschwisterkind, das betreut werden musste und das Geburtshaus war nur 5 Minuten  (ok, später, als ich deutlich langsamer voran kam, 10 Minuten) von meiner Arbeit entfernt. Ich genoss die Auszeit vom Alltag während des Kurses, die Massagen und Gespräche und dass diese Zeit sich exklusiv um meinen Bauch drehte. Alles in allem empfand ich den Kurs zum Zeitpunkt der Schwangerschaft ganz positiv – bei quasi keinem Aufwand. Nach der Geburt trafen wir uns auch in einer kleinen Gruppe mit den Babies zum Erzählen und Austauschen einige Male, was für eine junge Mama wie mich (ich war die erste aus meinem Freundeskreis, die ein Kind bekam und musste erstmal „Mama-Kontakte“ knüpfen) damals sehr wertvoll war.

Wer meinen Blog schon länger kennt, der weiß, dass meine erste Geburt alles andere als schön war. Inwiefern hat mich der Geburtsvorbereitungskurs tatsächlich auf die Geburt vorbereitet? So viele Themen, die ich hier in meinem Blog (genau aus diesem Grund) anspreche und die ich mittlerweile für essentiell halte um sich auf eine Geburt vorzubereiten, kamen in meinem ersten Geburtsvorbereitungskurs gar nicht vor: Privacy, Geburtsplan, Abnabeln, aber auch wie man mit einem möglichen Kaiserschnitt umgeht, was die Risiken sind und wann er angezeigt ist – wurde nicht besprochen (und das bei 30% Kaiserschnittrate – jede dritte Frau in meinem Kurs hatte statistisch gesehen einen Kaiserschnitt). Obwohl so ein Geburtsvorbereitungskurs ja auch gern mal als „Hechelkurs“ verlacht wird, lernten wir auch keine Atemtechniken, die meiner Meinung nach wirklch zentral sind für eine positive schmerzarme Geburt (und die vorher geübt werden müssen). Wir lernten auch nichts über Selbstbestimmung, wie wichtig diese ist (gerade für Frauen die ins Krankenhaus gehen wollten oder mussten) und wie man den Geburtspartner als wirklichen Unterstützer in Sachen selbstbestimmte Geburt gewinnt und vorbereitet. Wir übten zwar aufrechte Geburtspositionen, wurden aber nicht darauf vorbereitet, dass diese im Krankenhaus nur selten umgesetzt werden – und was das für Auswirkungen haben kann. Oder welche Eingriffe unter der Geburt zwar normal aber eher fragwürdig sind. Elemente aus dem Hypnobirthing wie der Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus kamen „natürlich“ auch nicht vor, genauso wenig die Möglichkeit einer schmerzarmen Geburt – auch wenn ich denke, dass man beides besprechen kann ohne auch nur einmal das Wort „Hypnose“ oder „Hypnobirthing“ in den Mund zu nehmen.

Dafür machten uns die Hebammen aber beispielsweise vor, wie laut man unter den Wehen stöhnt (was natürlich Schmerzen impliziert) und redeten über den Sinn des Geburtsschmerzes. Das finde ich im Nachhinein absolut kontraproduktiv – gerade wenn man dazu noch Schmerzmittel und PDA als „Abkürzung“ verurteilt. Diese Glorifizierung des Schmerzes ohne Aufzeigen einer Alternative empfinde ich schlicht als falsch. Außerdem hörte man natürlich die üblichen Schreckensszenarios und negativen Geburtsgeschichten von anderen Müttern – etwas vor dem man sich unbedingt schützen sollte wenn man eine schmerzarme und selbstbestimmte Geburt möchte.

Wichtig ist mir zu sagen: Ich kann kaum den Geburtsvorbereitungskurs dafür verantwortlich machen, wie meine erste Geburt verlaufen ist. Ich hatte natürlich eine eigene Verantwortung all die oben aufgeführten Themen zu recherchieren, zu hinterfragen und zu üben. Aber gerade wenn man das erste Mal schwanger ist, ist man überwältigt von all der Informationsvielfalt und weiß oft nicht zu unterscheiden was wichtig ist und was nicht. Hier hätte ich mir im Nachhinein eine andere Schwerpunktlegung gewünscht – weniger Kuscheltalk und Kennenlernspiele und mehr „Butter bei die Fische“. Denn in unserem Geburtshilfesystem ist nicht alles rosarot (und schlimmer) und die allermeisten Erstgebärenden kommen mit diesem Fakt erstmals in Berührung wenn es zu spät ist: unter der Geburt. Ich sage nicht, dass man Schwangere unnötig in Panik versetzen oder eine schmerzfreie Geburt anpreisen sollte – aber ein Bewusstsein schaffen für verschiedene Aspekte. Anregungen für eigene Recherchen. Denkanstöße. Das wäre gut.

Fazit #1: Mein normaler Geburtsvorbereitungskurs war recht angenehm. Aber auf die Realität einer Geburt hat er mich nicht wirklich vorbereitet. Wenn Du einen normalen Geburtsvorbereitungskurs machen willst, mach ihn ruhig. Vielleicht findest Du ja eine Freundin mit der Du Freud und Leid der ersten Babyzeit teilen kannst – das ist viel Wert. Aber erwarte nicht unbedingt eine umfassende Aufklärung – die musst Du Dir leider oft selbst organisieren. Frage auf jeden Fall kritisch nach (wie immer ;) ) und sei skeptisch – auch Hebammen und Kursleiterinnen wissen nicht alles.

Der Hypnobirthing-Geburtsvorbereitungskurs

In meiner zweiten Schwangerschaft war mir recht schnell klar: ich will Hypnobirthing anwenden. Aber ich zweifelte natürlich an der Technik und wollte so viele Informationen wie möglich sammeln. Im Buch wird immer mal auf die Kurse verwiesen und deshalb stand für mich fest: ich muss so einen Kurs machen (ich war wirklich verzweifelt nach meiner ersten Geburt ;) ).

Wir machten schließlich einen Wochenendkurs für Paare (beim Hypnobirthing wird ja der Geburtspartner auch sehr einbezogen), an vier Wochenenden immer Sonntags vier Stunden in einer weiter entfernten Stadt. Unser Großer blieb bei den Großeltern. Wir waren insgesamt nur drei Pärchen und die Atmosphäre war auch hier wieder recht gemütlich, inklusive Snacks und Getränken. Der Kurs beinhaltete die inhaltliche Zusammenfassung des Buches, das ich zu dem Zeitspunkt aber schon in und auswending kannte. Für meinen Mann, der das Buch nur als Bruchstücke aus meinen Erzählungen kannte (und es bis zum Schluss der Schwangerschaft nicht gelesen hatte) war das super, weil die gesamte Geschichte und Theorie noch mal aufbereitet wurde, für mich war es  eher nur so mittelspannend. Ich habe in meiner zweiten Schwangerschaft alles zum Thema selbstbestimmte schmerzarme Geburt nachgelesen und in mich aufgesogen und hörte kaum etwas Neues. Auch die Atem- und Entspannungstechniken kannte ich bereits, übte sie aber quasi als „Hausaufgabe“ nach den Kurseinheiten zum ersten Mal wirklich regelmäßig (was mir gut tat). Pro Stunde gab es eine Hypnosesitzung, die ich immer als sehr angenehm und intensiv empfunden habe (mein Mann ist aber jedes Mal eingeschlafen, entsprechend hat es auf ihn nicht so einen tiefen Eindruck gemacht ;) ). Außerdem bekommt man eine CD mit Affirmationen und der Regenbogenentspannung (eine geführte Hypnose), die ich dann schlussendlich auch bei der Geburt gehört habe. Es wird auch auf die Notwendigkeit eines Geburtsplanes, auf Geburtspositionen und Sport und Ernährung während der Schwangerschaft eingegangen (auch wenn ich mit dem Ernährungskonzept nicht 100% einverstanden bin, aber bewusste gesunde und vollwertige Ernährung während der Schwangerschaft halte ich für sehr wichtig).

Ist der Hypnobirthingkurs denn jetzt seinen stolzen Preis wert? Die meistens Kurse kosten so um die 300 -350 € und wenn man die Kosten, die die Kursleiterin hat (Ausbildung, Miete etc.), einbezieht und es mit Beratungen auf anderen Gebieten vergleicht (habt ihr mal einen Termin bei einem Notar gehabt? o.O), dann finde ich es schon gerechtfertigt, auch wenn es erstmal viel klingt. Ich denke trotzdem nicht, dass ich persönlich den Kurs unbedingt gebraucht hätte. Ich habe mir autodidaktisch so viel beigebracht, dass ich durch den Kurs kaum einen Mehrwert hatte. Meinem Mann dagegen hat die intensive Beschäftigung mit dem Thema zu festgesetzten Zeiten schon etwas gebracht. Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns auch ohne den Kurs wirklich so viel Zeit genommen hätten um zusammen alles zu besprechen und dass er je Zeit gefunden hätte das Buch mal zu lesen.

Es kommt also ganz auf Dich/Euch an:

Kennst Du das Buch schon auswendig und liest in jeder freien Minute alles was Du zu schmerzarmer und selbstbestimmter Geburt finden kannst? Übst Du die Atem- und Entspannungstechniken und hörst Dir Affirmationen und Hypnosen an? Bist Du sowieso knapp bei Kasse? Hast Du vielleicht Probleme Betreuung für ein Geschwisterkind zu finden? Oder einen sehr langen Anfahrtsweg zum nächsten Kurs?

Hast Du gerade erst von der Möglichkeit einer schmerzarmen Geburt gehört, hast vielleicht auch nicht mehr so viel Zeit übrig um Dich vorzubereiten? Möchtest Du lieber alles von einer ausgebildeten Kursleiterin erklärt haben mit der Möglichkeit gleich nachzufragen? Hast Du genug Geld übrig? Dann mach den Kurs, er wird Dich sicherlich bereichern.

Fazit #2: Mein HB-Geburtsvorbereitungskurs war ganz nett, er hat sehr viele – aber nicht alle – Themen die ich heute für wichtig erachte behandelt, aber unbedingt gebraucht hätte ich ihn nicht. Trotzdem hat es geholfen – in einer Welt in der wirklich jeder (auch meine Hausgeburtshebammen) mir glauben machen wollte, dass Geburt nunmal schmerzhaft sein muss – einem Gegenpol persönlich gegenübersitzen zu haben und Fragen stellen zu können und zu sehen, dass die Idee gar nicht so verrückt ist ;)

Generell denke ich: Es reicht nicht, sich nur und ausschließlich auf einen Kurs (welchen auch immer) zu verlassen und nicht zu Hause zu üben und sich weiter zu informieren, zum Beispiel über Bücher oder Blogs. Die Vorbereitung auf eine Geburt ist ein Marathon, nichts das man mal eben in ein paar Stunden über die Bühne bringt.

Und jetzt interessieren mich mal Eure Erfahrungen, also schreib mir mal einen Kommentar wenn ihr mögt.

Liebe Grüße,

Susanne


Wenn Du Fragen zum Thema Hypnobirthing oder Anregung für einen neuen Artikel hast, kannst Du mir auch gern persönlich schreiben.

Triff Deinen Abgeordneten

„Eine Revolution der westlichen Geburtskultur kann nicht von außen erzeugt werden. Sie kommt von innen! Aus den Frauen selbst! Mit jeder einzelnen, die sich selbst ermächtig.“

– Jobina Schenk

Bist Du gerade Schwanger? Oder hast Du versucht, in den letzten Jahren eine Hebamme zu finden, die Dich in der Schwangerschaft oder gar während Deiner Geburt betreut? Wenn ja, dann weißt Du sicher, dass das heute ganz und gar nicht einfach ist und man meist sehr früh anfangen muss, um noch eine Hebamme „zu ergattern“. Aber woher kommt dieser Mangel an Hebammen? – Sie müssen horrende und weiterhin ansteigende Haftpflichprämien zahlen und viele müssen deshalb ihre freiberufliche Tätigkeit oder zumindest die Geburtenbetreuung aufgeben. Die wenigen, die eine außerklinische Geburtenbetreuung anbieten, müssen viele Frauen abweisen, weil sie an der Grenze ihrer Kapazitäten arbeiten – ohne mit ihrem Verdienst große Sprünge machen zu können. Viele dieser tollen Frauen arbeiten Tag und Nacht (bei Geburten mit 1:1 Betreuung und Rufbereitschaft lässt sich das nicht vermeiden) und können von ihrem Erlös trotzdem ihre Familie nicht ernähren.

Die Mitglieder von Mother Hood e.V. haben eine tolle Aktion ins Leben gerufen: Sie wollen auf die Hebammenproblematik aufmerksam machen, nicht nur die Bevölkerung, sondern auch Politiker. Mit der Aktion triff Deinen Abgeordneten! unterstützen sie Dich, damit Du Dich für die Hebammen stark machen kannst.

Aber wieso eigentlich?

„Hausgeburten sind doch sowieso viel zu gefährlich, ich bekomme mein Kind in einer Klinik!“

Haus- und Geburtshausgeburten sind bei weitem nicht so gefährlich, wie man landläufig immer denkt. Im Gegenteil: für eine gesunde Schwangere gibt es kein erhöhtes Risiko bei einer außerklinischen Geburt – bei deutlich geringerer Interventionsrate.

Auch wenn Du in einer Klinik gebären willst, geht Dich die Hebammenproblematik etwas an. Denn freiberufliche Hebammen arbeiten nicht nur im Geburtshaus und in freien Praxen. 60 % der Hebammen sind freiberuflich tätig – und davon arbeitet ein Großteil in Kliniken. Und die Kliniken selbst müssen natürlich für Festangestellte auch Haftpflichtprämien zahlen – was sich für kleinere Häuser oft nicht rentiert. Zudem müssen festangestellte Hebammen oft einen Teil der Versicherung selbst tragen. Viele Geburtsabteilungen kleiner Kliniken mussten bereits geschlossen werden – und es werden auch in Zukunft viele folgen. Das führt dazu, dass Anfahrtswege für Frauen vor allem in ländlichen Gebieten immer länger werden. Und das kann und wird Folgen haben.

„Eine 1:1 Betreuung bei der Geburt? Das ist doch viel zu teuer und auch unnötig!“

Studien zeigen, dass eine enge Betreuung von Geburten durch Hebammen weniger Kaiserschnitte und mehr VBACs zur Folge hat. Wenn eine Frau während der Geburt Unterstützung von einer Hebamme erfährt, die wirklich Zeit hat sich ihr zuzuwenden und nicht nur von Kreißsaal zu Kreißsaal hetzt, dann hat sie oft eine leichtere Geburt. Wir Frauen sind nunmal keine Maschinen, keine Backöfen, die vom Schwesternzimmer aus fernüberwacht werden können, nur um Personal einzusparen.

Und man sollte nicht vergessen, dass die Unterbesetzung der Kreißsäle natürlich auch für die Hebammen in der Klinik eine furchtbare Situation ist. Mehr Hebammen bedeuten zwar mehr Personalkosten, aber auch weniger Kosten für teure Interventionen wie Kaiserschnitte. Die finanziellen Anreize im Gesundheitssystem müssen verändert werden.

Unnötige Kaiserschnitte bergen zudem nicht unerhebliche Risiken für jede Frau, und sind kein „schneller Weg“ für eine einfachere Geburt.

„Ist doch egal, wie eine Geburt abläuft, der eine Tag im Leben…“

Wie es einer Mutter bei und nach der Geburt geht ist eben nicht egal, nicht für sie, nicht für das Baby und auch nicht für die gesamte Familie. Auch wenn das Baby gesund ist: Negative Geburten beinflussen das Seelenleben von betroffenen Frauen oft jahrelang! Man sollte auch einen einzelnen Tag, eine einzelne Stunde nicht unterschätzen (das tun wir ja auch nicht bei guten Tagen, wie zum Beispiel unserer Hochzeit).

„Wozu braucht man schon Hebammen, es gibt doch Ärzte?“

In den USA haben wir genau die Situation, auf die wir in Deutschland zusteuern: viele Geburtsmediziner, wenige Hebammen – und eine vier mal höhere Müttersterblichkeit als hierzulande. Hebammen kann man nicht durch Mediziner ersetzen. Diese uralte Berufsgruppe ist nicht einfach nur Helfershelfer von Ärzten. Sie sind essentiell für sichere und selbstbestimmte Geburt. Hebammen haben schon von vorn herein eine andere Herangehensweise an die Geburt als Ärzte, sie haben Frauen als ganzes im Blick, keine Krankheiten und mögliche Komplikationen.

Auch laut Gesetz dürfen Ärzte alleine nur im Notfall eine Geburt betreuen, es muss eine Hebamme hinzugezogen werden.

„Ich bin ja gar keine Mutter, die Sache geht mich nichts an.“

Auch zukünftige Eltern müssen ein Interesse daran haben, dass der Hebammenberuf nicht ausstirbt. Sind die Hebammen erst einmal abgeschafft, wird es lange dauern, wieder eine ausreichende Versorung aufzubauen. Auch wenn Du Dir jetzt kein Kind wünschst – in zehn Jahren könntest Du das anders sehen – und bereuhen, dass Du jetzt nichts getan hast.

Und auch wenn Du nie ein Kind gebären solltest – Du selbst hast höchstwahrscheinlich einmal die Hilfe einer Hebamme in Anspruch genommen: bei Deiner eigenen Geburt.

„Was kann ich schon tun?“

Stell Dir eine Welt vor, in der jede einzelne Frau so gedacht hätte. Die Frauen, die für Gleichberechtigung gekämpft haben. Die Frauen die für das Wahlrecht gekämpft haben. Die Frauen, die gegen den Abtreibungsparagraphen gekämpft haben. Sie haben sich nicht ihr Schicksal ergeben. Wir müssen unsere Hebammen retten, jetzt! Was wollen wir denn unseren Töchtern und Enkelinnen sagen? „Ja, als Du zur Welt kamst, da gab es noch Hebammen. Bei ihrer Abschaffung haben wir aber still zugesehen.“ – Nein, eine solche Zukunft möchte ich mir gar nicht vorstellen.

„Ich habe dafür keine Zeit.“

Es stimmt, so ein Treffen zu organiesieren, vorzubereiten und durchzuführen kostet Zeit, Zeit die gerade junge Eltern oft nicht haben. Aber die Aktion von MotherHood e.V. unterstützt Dich so gut wie Möglich bei der Vorbereitung und nimmt Dir viel ab.  Nur wenn viele sich zusammen tun, hinterlassen wir blebenden Eindruck und haben eine Chance darauf, dass wirklich auch etwas geschieht. Und die Belange von Familien nicht übersehen werden.

Und so geht’s:

Wenn Du gerade geboren hast oder aus einem anderen Grund nicht in der Lage bist, Dich mit Deinem Abgeordneten zu treffen, dann schreibe einen Brief (Ich selbst habe vor einigen Monaten einen offenen Brief an Herrn Gröhe geschrieben – Du kannst ihn als Vorlage nehmen, wenn Du willst).

Wir können nicht darauf warten, dass sich die Welt zu unseren Gunsten ändert!
Wir müssen uns engagieren – für uns, für unsere Schwestern und Freundinnen, unsere Töchter und Enkelinnen. Und für diese wundervollen Frauen, die diesen tollen Beruf ausüben wollen. Wir alle schulden ihnen etwas.

Bitte teile diese Aktion mit deinen Bekannten, Freunden und Kollegen. Wir können etwas ändern! Gemeinsam!

 

Zum Weiterlesen:

Warum wir freie Hebammen brauchen von Susanne von geborgen-wachsen.de

Zahlen und Fakten von MotherHood e.V.

Übersicht über die Haftpflichtproblematik von unsere-hebammen.de

Hintergrundwissen zur Hebammensituation von hebammenfuerdeutschland.de

Die ZEIT-Artikel zur Hebammensituation

 

 

 

Geheimnisse einer schmerzarmen Geburt #5: Professionelle Unterstützung

Wenn Du keine Alleingeburt planst, dann solltest Du Dir im Vorfeld Gedanken um Dein „Geburtsteam“ machen, das Dich in Schwangerschaft und unter der Geburt professionell betreut. Möchtest Du außerklinisch gebären? Oder mit einer Beleghebamme oder einem Belegarzt oder in der Klinik? Jede Frau muss da ihren eigenen Weg finden, hier beschreibe ich mal explizit meine eigenen Erfahrungen und die daraus entstandenen Präferenzen.

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Von Sorgen und Katastrophen

Stelle Dir die folgende Szene in einem Film vor: Eine Familie fährt am Weihnachtsabend auf einer verschneiten Straße entlang. Die Sicht ist wegen des Schneefalls schlecht und die Straße ist glatt. Trotzdem sind alle gut gelaunt und reden aufgeregt miteinander. Von Weitem hört man einen Truck auf sie zukommen und hupen.

Was erwartest Du, was in der nächsten Szene passiert?

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Sprache in der Geburtsmedizin

Sprache ist mächtig. Sprache beeinflusst, wie wir uns selbst und andere sehen. Mit Sprache kann man geschickt manipulieren oder manipuliert werden. Das gilt für Politik und Wahlen, wie für Marketing und Werbung, und auch für den täglichen Umgang miteinander. Sehr oft sind uns weder die Wörter selbst noch der Wirkmechanismus bewusst, aber eins ist sicher: wie wir uns ausdrücken, bestimmt zu einem gewissen Grad wie wir denken und andersrum. Das Thema beschäftigt Hirnforscher wie Linguisten, heute wollen wir mal einen Blick darauf werfen, wie uns die Sprache in der Geburtsmedizin manipuliert. Wie tief bestimmte Denkstrukturen sitzen, fällt einem erst auf, wenn man selbst die eigene Sprache überprüft und sich kontrolliert, wie man bestimmte Sachverhalte formuliert. Bei der Vorbereitung auf eine selbstbestimmte schmerzarme Geburt ist es nötig, sich dahingehend selbstkritisch zu hinterfragen, um den eigenen eingeschliffenen Denkmustern auf die Spur zu kommen. Wie sehr eine bestimmte Prägung unsere Sprache beeinflusst, und wie tief diese Prägungen sitzen, zeigt sich erst, wenn man mal konsequent versucht sich anders auszudrücken als gewohnt.

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Geheimnisse einer schmerzarmen Geburt: #4 Entspannung

Woran liegt es nur, dass Geburten so schmerzhaft sind? Ich habe mich das oft, sehr oft, gefragt. Ich habe damit gehadert und war verzweifelt, zum Beispiel als ich nach meiner ersten sehr schlimmen Geburt wieder schwanger war und wusste was mir nun in neun Monaten vermeintlich unausweichlich bevorstand. Wieso ist Geburt so ein traumatisches schmerzerfülltes Ereignis für so viele Frauen. Wieso war es das für mich?

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Einmal Kaiserschnitt – immer Kaiserschnitt?

2014 kamen 31 % aller Babies in Deutschland per Kaiserschnitt zur Welt. Das bedeutet, dass ein hoher Prozentsatz von Frauen in einer etwaigen folgenden Schwangerschaft vor der Frage steht, ob sie wieder per Kaiserschnitt entbunden werden oder ob sie es bei dieser Geburt mit einer natürlichen Geburt versuchen will (englisch VBAC – Vaginal Birth After Cesarean), vielleicht sogar zu Hause (HBAC, Home Birth After Cesarean) oder nach zwei oder mehr Kaiserschnitten (VBA2C). Viele Frauen trauen sich dies aber gar nicht zu oder ihnen wird gleich zu Beginn der Schwangerschaft zu einem geplanten Kaiserschnitt geraten. Wie gefährlich ist eine VBAC? Und ist der geplante Kaiserschnitt wirklich immer die beste Alternative?

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Warum Hypnobirthing nicht nur für Hippies ist und warum die Hebammenfrage uns alle etwas angeht

Wieso haben Geburten eigentlich keine Lobby? Jeder wurde ja mal geboren, die meisten von uns sind Eltern, Großeltern oder ziehen zumindest in Betracht, einmal ein Baby zu bekommen – ob als Frau selbst oder als Partner. Trotzdem interessieren sich nur wenige für die Belange der Hebammen und deren prekäre wirtschaftliche Situation. Irgendwie werden die Babys ja trotzdem geboren, auch wenn nur eine Hebamme für fünf Frauen gleichzeitig im Kreißsaal verantwortlich ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Zeit in der Hebammen wichtig sind so kurz ist und gleichzeitig so viel passiert, dass wir die Arbeit, die diese Frauen leisten, gar nicht wirklich würdigen können.

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Offener Brief an Herrn Gröhe, Gesundheitsminister BRD und an die Vorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Frau Dr. Pfeiffer

Erfurt, Freitag der 25. September 2015
Sehr geehrter Herr Gröhe,
sehr geehrte Frau Dr. Pfeiffer,
Heute schreibe ich Ihnen als Mutter zweier Söhne, geboren 2010 im Krankenhaus mit Hilfe einer Beleghebamme und 2013 zu Hause ebenfalls mit Hilfe einer Hebamme. Meine zweite Geburt war ein wunderschönes schmerzarmes Erlebnis, das nur durch die Arbeit meiner Hebamme in dieser Form ermöglicht wurde.
Erschüttert muss ich in den letzten Monaten beziehungsweise Jahren feststellen, wie sich die Situation unserer Hebammen immer mehr dramatisiert und wie sie trotz Versprechungen Ihrerseits und anderer Politiker nicht besser wird.
Ich frage Sie, wie Sie sich sichere Geburten in Zukunft vorstellen? Denken Sie tatsächlich, Klinikgeburten wären sicherer als Hausgeburten? Kennen Sie die Statistiken nicht? Kennen Sie nicht die Situation in den Krankenhäusern, wo es vorkommen kann, dass sich eine Hebamme um fünf Gebärende gleichzeitig kümmern muss? Letzten Dienstag gab es dazu beim ZDF einen interessanten Fernsehbeitrag. Ich möchte keines meiner Kinder unter diesen Umständen auf die Welt gebracht haben.
Gerade heute wurde beschlossen, dass ab dem dritten Tag der Terminüberschreitung erst ein Arzt einer Hausgeburt zustimmen muss. Ich frage Sie, auf welcher Grundlage ein solcher Beschluss gefasst wird? Unsere Körper sind keine Präzionsmaschinen. Schwangerschaft ist ein natürlicher Prozess, der Schwankungen in der Länge unterliegen kann. Ich frage mich, ob sie die Blüten ihn ihrem Garten gewaltsam öffnen, weil sie nicht wie ihre Nachbarinnen schon erblüht sind? Wir sind biologische Wesen und die Natur hält sich nicht an Ihre Zeitpläne.
Wissen Sie wie das Schwangerschaftsalter berechnet wird? Oftmals wird dazu das Datum der letzten Periode genutzt. Aber noch mal: wir sind keine Maschinen und der weibliche Zyklus ist Schwankungen unterworfen. Eine verlängerte erste Zyklushälfte bedeutet deshalb eigentlich einen späteren Beginn der Schangerschaft. Oftmals wird der errechnete Termin deshalb zu früh angesetzt. Die Berechnung via Ultraschall ist übrigens ganz genauso fehleranfällig.
Und was bedeutet das dann nach den Regeln der Geburtsmedizin (und den neuen verschärften Regeln um so mehr?). Es bedeutet, dass Frauen zu früh vollkommen unnötig untersucht und eingeleitet werden, was nicht selten in einem Kaiserschnitt endet. In Deutschland wird jedes dritte Kind per Kaiserschnitt entbunden. Gibt Ihnen das nicht zu denken? Kaiserschnitte sind nicht nur gefährlicher für Mütter und deren Folgeschwangerschaften, sie sind auch von Nachteil für die Neugeborenen und, und das sollte Ihnen beiden wirklich nicht egal sein, sie sind auch noch doppelt bis sieben mal so teuer wie natürliche außerklinische Geburten. Von der Differenz könnten jede Menge Haftpflichtprämien bezahlt werden.
Sehen sie nicht, dass sie mit ihren Entscheidungen nicht nur die Frauen ihrer Selbstbestimmung und eines kraftvollen Erlebnisses berauben, sondern auch einen ganzen Jahrtausende alten Berufsstand zu Grunde richten? Sehen Sie nicht dass sie außerdem die horrenden Ausgaben im Gesundheltssystem weiter in die Höhe treiben obwohl Sie doch vom deutschen Volk dazu angestellt sind eben das Gegenteil zu tun?
Bitte werfen Sie doch mal einen Blick nach England, wo der National Health Service jetzt seine Richtlinien geändert hat und wo für gesunde Frauen, hebammenbetreute Geburten empfohlen werden, weil sie genauso sicher und mit weniger Komplikationen verbunden sind.
Lieber Herr Gröhe, liebe Frau Dr. Pfeiffer, es ist nicht egal wie wir geboren werden! Junge Familien brauchen einen sanften Start in das gemeinsame Leben, und dazu brauchen wir Hebammen und die Möglichkeit zu einer selbstbestimmten Geburt. Hebammen sind kein Luxus, sie machen nicht einfach nur die Arbeit von Ärzten, man kann sie nicht wegrationalisieren und glauben, das sei folgenlos!
Bitte greifen Sie ein, Retten Sie unsere Hebammen und ermöglichen Sie Frauen ein Recht auf die Wahl ihres Geburtsortes!
Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Schilling

Geheimnisse einer schmerzarmen Geburt: #3 Der Geburtspartner

Die wenigsten Dinge im Leben kann man alleine schaffen. Man muss sich Unterstützung holen und für eine schmerzarme Geburt gilt das wohl noch mehr als für andere Ziele. Man braucht einen Partner, einen Vertrauten, der einem zur Seite steht, schützt, unterstützt und sich am Ende natürlich mit einem freut wenn das Baby auf der Welt ist. Dieser Geburtspartner muss nicht der Vater des Kindes sein. Viele Väter fühlen sich heute dazu gezwungen (durch Druck von Außen und „weil man es halt heute so macht“) bei der Geburt dabei zu sein. Auch mein Mann war bei den Geburten unserer Söhne dabei, weil er selbst das wollte. Wenn ein Mann sich entschließt bei der Geburt des Kindes dabei zu sein, ohne das wirklich selbst zu wollen, und vielleicht nur um der Erwartung der Außenwelt oder seiner Partnerin gerecht zu werden, tut er in meinen Augen weder ihr noch sich einen Gefallen. Wenn während der Geburt die Frau eher ihren Partner als umgekehrt unterstützen muss, oder die Hebamme mit einem aufgeregten Vater mehr zu tun hat als mit der Gebärenden, dann ist es besser, sich einen anderen Geburtspartner zu suchen. Und es ist als Mann keine Schande, nicht bei der Geburt dabei zu sein. Eigentlich ist ja Geburt schon immer Frauensache gewesen, deshalb sind ja auch die wenigsten Geburtshelfer männlich (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel und ich bin sicher, diese Ausnahme-Männer sind wundervolle Begleiter).

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Hypnobirthing 1×1

Was ist Hypnobirthing?

Hypnobirthing ist eine Methode, die von Marie Mongan entwickelt wurde, sie hat die Ideen von Grantly Dick-Read übernommen und bei ihren eigenen Geburten in den fünziger und sechsziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts angewandt (gegen den Widerstand ihrer Ärzte und Schwestern). Sie verhilft durch verschiedene Techniken, allen voran Hypnose, Frauen zu einer schmerzarmen ruhigen Geburt. Auch wenn der Name erstmal nicht so einladend auf viele Menschen wirkt (ich habe dafür einigen Spott geerntet), die Methode funktioniert, das weiß ich aus eigener Erfahrung und es gibt wissenschaftliche Studien, die ebenfalls darauf hinweisen [1,2]. Der Hypnobirthing-Ansatz ist folgender: Geburt als physiologischer Vorgang muss nicht schmerzhaft sein und erst ein Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus während der Geburt führt dazu, dass Geburten allgemein als sehr schmerzhaft erlebt werden. Dieser Zyklus wird unter anderem durch angstauflösende Hypnosen während der Schwangerschaft und unter der Geburt, durch Affirmationen und eine ganz bestimmte Atemtechnik durchbrochen.

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Privacy – oder: Was mir mein Sohn über Geburt beigebracht hat

Die Länge der Geburt ist proportional zur Anzahl der anwesenden Personen.

– Michel Odent

Wir leben ja in Dublin und als mein großer Sohn kürzlich mitten in der Stadt ein dringendes Bedürfnis hatte, lies sich weit und breit keine öffentliche Toilette finden. Kurzerhand hob ich ihn etwas abseits auf ein Hochbeet und sagte ihm, er sollte jetzt Pipi machen. Von so weit oben konnte er aber alle Menschen auf dem Platz sehen (sie ihn aber nicht) und meinte verzweifelt zu mir: „Mama, es geht nicht, die ganzen Leute!“ Das kann sicher jeder gut nachvollziehen. Ich sagte dann zu ihm, er solle die Augen schließen und sich vorstellen, er sei allein. Und schon funktionierte es. Er war selbst davon überrascht. Mit geht es übrigens mit Stuhlgang auf öffentlichen Toiletten ähnlich, vielleicht kann das der ein oder andere von euch ebenso nachfühlen. Was hat das jetzt Geburt zu tun?

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