Wie Dein Körper Dir hilft, eine positive Geburt zu erleben

In dieser Mini-Serie geht es darum, wie Körper, Verstand und Unterbewusstsein zusammenarbeiten und wie sie alle drei Dir helfen können, eine positive schöne Geburt zu erfahren – und wie sie dem leider oftmals entgegenwirken.

Wir leben heutzutage zu einem großen Teil in unserem Kopf. Wir arbeiten mit dem Kopf, spielen mit dem Kopf, essen für den Genuß, oftmals ohne groß auf unseren Körper zu achten, denn der würde vielleicht lieber einen Salat als einen Cheeseburger essen. Wir rennen durch unseren Alltag und nehmen die oft subtilen Signale unseres Körpers nicht wahr, weil wir geistig immer zwischen Vergangenheit und Zukunft hin und herspringen, planen, bereuen, erinnern, fürchten. Eine Geburt findet aber nun mal im Körper, durch den Körper statt. Unser Körper verdient unsere Beachtung und Zuwendung, gerade in einer so besonderen Phase wie einer Schwangerschaft und ganz bestimmt in Vorbereitung auf die Geburt. Immerhin schenkt Dein Körper Dir ein wundervolles Geschenk – Dein Baby.

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Wie Dein Unterbewusstsein Dir hilft, eine positive Geburt zu erleben

In dieser kleinen Mini-Serie soll es um drei Komponenten gehen, mit denen wir zwar immer zu tun haben, derer wir uns aber normalerweise viel zu wenig Bewusst sind – im Alltag wie auch bei der Geburtsvorbereitung. Verstand, Unterbewusstsein und Körper sind eng miteinander verwoben, so eng, dass wir oft die einzelnen Faktoren gar nicht unterscheiden können. Wenn wir lernen, wie diese drei Faktoren zusammenarbeiten, können wir ihre große Bedeutung erkennen und sie für uns nutzen – zum Beispiel zur Geburtsvorbereitung.

Alle drei Komponenten brauchen einander und sind miteinander direkt oder indirekt verbunden. Das Unterbewusstsein dient sozusagen als Schnittstelle zwischen Körper und Verstand. Es sendet Gedanken an den Verstand (also deine bewusste Wahrnehmung und deine Gedanken) und sorgt dafür, dass der Verstand den Körper wahrnimmt. Auf der anderen Seite nimmt es den Körper, also die Empfindungen im Körper, ununterbrochen wahr und steuert die Körperfunktionen, wie Herzschlag, Blutdruck, Verdauung, Angstreaktionen und auch Deine Geburt.

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Braucht man einen Geburtsvorbereitungskurs?

Diese Frage wird mir häufig gestellt. Ziemlich häufig sogar. Braucht man einen Geburtsvorbereitungskurs? Wie sinnvoll ist so ein Kurs? Und ist ein Hypnobirthingkurs anders und eventuell sinnvoller zu belegen? Und ist er das Geld wert? Ich versuche mal die Frage so dezidiert wie möglich zu beantworten, aber wie so oft kann ich natürlich nur aus meiner eigenen Perspektive schreiben. Eine definitive Antwort für jeden kann ich bestimmt nicht geben. Gerade deswegen würde mich Eure Meinung in den Kommentaren interessieren, wie habt ihr euren Geburtsvorbereitungskurs erlebt? Würdet ihr noch mal einen machen? Hattet ihr einen Hypnobirthing-Geburtsvorbereitungskurs? Fandet ihr, er war das Geld wert?

Der normale Geburtsvorbereitungskurs

In meiner ersten Schwangerschaft habe ich zusammen mit meinem Mann einen Paar-Geburtsvorbereitungskurs im örtlichen Geburtshaus besucht, wo auch die Vorsorgeuntersuchungen durch meine Beleghebammen stattfanden. Ich fühlte mich immer wohl dort und fand die Atmosphäre sehr angenehm. Auch das Gebärzimmer anzusehen war spannend, auch wenn ich zur Geburt ins Krankenhaus gehen wollte (so eine Gebärwanne sieht man ja nicht aller Tage ;) ). Der Geburtsvorbereitungskurs war durchschnittlich würde ich sagen (auch wenn ich keinen Vergleich habe). Es gab Tee, es war eine lockere Atmosphäre und ich habe eine Freundin kennengelernt, mit der ich noch heute in Kontakt bin. Außerdem wurden die Kosten für den Kurs von der Krankenkasse getragen. Wir hatten auch kein Geschwisterkind, das betreut werden musste und das Geburtshaus war nur 5 Minuten  (ok, später, als ich deutlich langsamer voran kam, 10 Minuten) von meiner Arbeit entfernt. Ich genoss die Auszeit vom Alltag während des Kurses, die Massagen und Gespräche und dass diese Zeit sich exklusiv um meinen Bauch drehte. Alles in allem empfand ich den Kurs zum Zeitpunkt der Schwangerschaft ganz positiv – bei quasi keinem Aufwand. Nach der Geburt trafen wir uns auch in einer kleinen Gruppe mit den Babies zum Erzählen und Austauschen einige Male, was für eine junge Mama wie mich (ich war die erste aus meinem Freundeskreis, die ein Kind bekam und musste erstmal „Mama-Kontakte“ knüpfen) damals sehr wertvoll war.

Wer meinen Blog schon länger kennt, der weiß, dass meine erste Geburt alles andere als schön war. Inwiefern hat mich der Geburtsvorbereitungskurs tatsächlich auf die Geburt vorbereitet? So viele Themen, die ich hier in meinem Blog (genau aus diesem Grund) anspreche und die ich mittlerweile für essentiell halte um sich auf eine Geburt vorzubereiten, kamen in meinem ersten Geburtsvorbereitungskurs gar nicht vor: Privacy, Geburtsplan, Abnabeln, aber auch wie man mit einem möglichen Kaiserschnitt umgeht, was die Risiken sind und wann er angezeigt ist – wurde nicht besprochen (und das bei 30% Kaiserschnittrate – jede dritte Frau in meinem Kurs hatte statistisch gesehen einen Kaiserschnitt). Obwohl so ein Geburtsvorbereitungskurs ja auch gern mal als „Hechelkurs“ verlacht wird, lernten wir auch keine Atemtechniken, die meiner Meinung nach wirklch zentral sind für eine positive schmerzarme Geburt (und die vorher geübt werden müssen). Wir lernten auch nichts über Selbstbestimmung, wie wichtig diese ist (gerade für Frauen die ins Krankenhaus gehen wollten oder mussten) und wie man den Geburtspartner als wirklichen Unterstützer in Sachen selbstbestimmte Geburt gewinnt und vorbereitet. Wir übten zwar aufrechte Geburtspositionen, wurden aber nicht darauf vorbereitet, dass diese im Krankenhaus nur selten umgesetzt werden – und was das für Auswirkungen haben kann. Oder welche Eingriffe unter der Geburt zwar normal aber eher fragwürdig sind. Elemente aus dem Hypnobirthing wie der Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus kamen „natürlich“ auch nicht vor, genauso wenig die Möglichkeit einer schmerzarmen Geburt – auch wenn ich denke, dass man beides besprechen kann ohne auch nur einmal das Wort „Hypnose“ oder „Hypnobirthing“ in den Mund zu nehmen.

Dafür machten uns die Hebammen aber beispielsweise vor, wie laut man unter den Wehen stöhnt (was natürlich Schmerzen impliziert) und redeten über den Sinn des Geburtsschmerzes. Das finde ich im Nachhinein absolut kontraproduktiv – gerade wenn man dazu noch Schmerzmittel und PDA als „Abkürzung“ verurteilt. Diese Glorifizierung des Schmerzes ohne Aufzeigen einer Alternative empfinde ich schlicht als falsch. Außerdem hörte man natürlich die üblichen Schreckensszenarios und negativen Geburtsgeschichten von anderen Müttern – etwas vor dem man sich unbedingt schützen sollte wenn man eine schmerzarme und selbstbestimmte Geburt möchte.

Wichtig ist mir zu sagen: Ich kann kaum den Geburtsvorbereitungskurs dafür verantwortlich machen, wie meine erste Geburt verlaufen ist. Ich hatte natürlich eine eigene Verantwortung all die oben aufgeführten Themen zu recherchieren, zu hinterfragen und zu üben. Aber gerade wenn man das erste Mal schwanger ist, ist man überwältigt von all der Informationsvielfalt und weiß oft nicht zu unterscheiden was wichtig ist und was nicht. Hier hätte ich mir im Nachhinein eine andere Schwerpunktlegung gewünscht – weniger Kuscheltalk und Kennenlernspiele und mehr „Butter bei die Fische“. Denn in unserem Geburtshilfesystem ist nicht alles rosarot (und schlimmer) und die allermeisten Erstgebärenden kommen mit diesem Fakt erstmals in Berührung wenn es zu spät ist: unter der Geburt. Ich sage nicht, dass man Schwangere unnötig in Panik versetzen oder eine schmerzfreie Geburt anpreisen sollte – aber ein Bewusstsein schaffen für verschiedene Aspekte. Anregungen für eigene Recherchen. Denkanstöße. Das wäre gut.

Fazit #1: Mein normaler Geburtsvorbereitungskurs war recht angenehm. Aber auf die Realität einer Geburt hat er mich nicht wirklich vorbereitet. Wenn Du einen normalen Geburtsvorbereitungskurs machen willst, mach ihn ruhig. Vielleicht findest Du ja eine Freundin mit der Du Freud und Leid der ersten Babyzeit teilen kannst – das ist viel Wert. Aber erwarte nicht unbedingt eine umfassende Aufklärung – die musst Du Dir leider oft selbst organisieren. Frage auf jeden Fall kritisch nach (wie immer ;) ) und sei skeptisch – auch Hebammen und Kursleiterinnen wissen nicht alles.

Der Hypnobirthing-Geburtsvorbereitungskurs

In meiner zweiten Schwangerschaft war mir recht schnell klar: ich will Hypnobirthing anwenden. Aber ich zweifelte natürlich an der Technik und wollte so viele Informationen wie möglich sammeln. Im Buch wird immer mal auf die Kurse verwiesen und deshalb stand für mich fest: ich muss so einen Kurs machen (ich war wirklich verzweifelt nach meiner ersten Geburt ;) ).

Wir machten schließlich einen Wochenendkurs für Paare (beim Hypnobirthing wird ja der Geburtspartner auch sehr einbezogen), an vier Wochenenden immer Sonntags vier Stunden in einer weiter entfernten Stadt. Unser Großer blieb bei den Großeltern. Wir waren insgesamt nur drei Pärchen und die Atmosphäre war auch hier wieder recht gemütlich, inklusive Snacks und Getränken. Der Kurs beinhaltete die inhaltliche Zusammenfassung des Buches, das ich zu dem Zeitspunkt aber schon in und auswending kannte. Für meinen Mann, der das Buch nur als Bruchstücke aus meinen Erzählungen kannte (und es bis zum Schluss der Schwangerschaft nicht gelesen hatte) war das super, weil die gesamte Geschichte und Theorie noch mal aufbereitet wurde, für mich war es  eher nur so mittelspannend. Ich habe in meiner zweiten Schwangerschaft alles zum Thema selbstbestimmte schmerzarme Geburt nachgelesen und in mich aufgesogen und hörte kaum etwas Neues. Auch die Atem- und Entspannungstechniken kannte ich bereits, übte sie aber quasi als „Hausaufgabe“ nach den Kurseinheiten zum ersten Mal wirklich regelmäßig (was mir gut tat). Pro Stunde gab es eine Hypnosesitzung, die ich immer als sehr angenehm und intensiv empfunden habe (mein Mann ist aber jedes Mal eingeschlafen, entsprechend hat es auf ihn nicht so einen tiefen Eindruck gemacht ;) ). Außerdem bekommt man eine CD mit Affirmationen und der Regenbogenentspannung (eine geführte Hypnose), die ich dann schlussendlich auch bei der Geburt gehört habe. Es wird auch auf die Notwendigkeit eines Geburtsplanes, auf Geburtspositionen und Sport und Ernährung während der Schwangerschaft eingegangen (auch wenn ich mit dem Ernährungskonzept nicht 100% einverstanden bin, aber bewusste gesunde und vollwertige Ernährung während der Schwangerschaft halte ich für sehr wichtig).

Ist der Hypnobirthingkurs denn jetzt seinen stolzen Preis wert? Die meistens Kurse kosten so um die 300 -350 € und wenn man die Kosten, die die Kursleiterin hat (Ausbildung, Miete etc.), einbezieht und es mit Beratungen auf anderen Gebieten vergleicht (habt ihr mal einen Termin bei einem Notar gehabt? o.O), dann finde ich es schon gerechtfertigt, auch wenn es erstmal viel klingt. Ich denke trotzdem nicht, dass ich persönlich den Kurs unbedingt gebraucht hätte. Ich habe mir autodidaktisch so viel beigebracht, dass ich durch den Kurs kaum einen Mehrwert hatte. Meinem Mann dagegen hat die intensive Beschäftigung mit dem Thema zu festgesetzten Zeiten schon etwas gebracht. Ich bin mir nicht sicher, ob wir uns auch ohne den Kurs wirklich so viel Zeit genommen hätten um zusammen alles zu besprechen und dass er je Zeit gefunden hätte das Buch mal zu lesen.

Es kommt also ganz auf Dich/Euch an:

Kennst Du das Buch schon auswendig und liest in jeder freien Minute alles was Du zu schmerzarmer und selbstbestimmter Geburt finden kannst? Übst Du die Atem- und Entspannungstechniken und hörst Dir Affirmationen und Hypnosen an? Bist Du sowieso knapp bei Kasse? Hast Du vielleicht Probleme Betreuung für ein Geschwisterkind zu finden? Oder einen sehr langen Anfahrtsweg zum nächsten Kurs?

Hast Du gerade erst von der Möglichkeit einer schmerzarmen Geburt gehört, hast vielleicht auch nicht mehr so viel Zeit übrig um Dich vorzubereiten? Möchtest Du lieber alles von einer ausgebildeten Kursleiterin erklärt haben mit der Möglichkeit gleich nachzufragen? Hast Du genug Geld übrig? Dann mach den Kurs, er wird Dich sicherlich bereichern.

Fazit #2: Mein HB-Geburtsvorbereitungskurs war ganz nett, er hat sehr viele – aber nicht alle – Themen die ich heute für wichtig erachte behandelt, aber unbedingt gebraucht hätte ich ihn nicht. Trotzdem hat es geholfen – in einer Welt in der wirklich jeder (auch meine Hausgeburtshebammen) mir glauben machen wollte, dass Geburt nunmal schmerzhaft sein muss – einem Gegenpol persönlich gegenübersitzen zu haben und Fragen stellen zu können und zu sehen, dass die Idee gar nicht so verrückt ist ;)

Generell denke ich: Es reicht nicht, sich nur und ausschließlich auf einen Kurs (welchen auch immer) zu verlassen und nicht zu Hause zu üben und sich weiter zu informieren, zum Beispiel über Bücher oder Blogs. Die Vorbereitung auf eine Geburt ist ein Marathon, nichts das man mal eben in ein paar Stunden über die Bühne bringt.

Und jetzt interessieren mich mal Eure Erfahrungen, also schreib mir mal einen Kommentar wenn ihr mögt.

Liebe Grüße,

Susanne


Wenn Du Fragen zum Thema Hypnobirthing oder Anregung für einen neuen Artikel hast, kannst Du mir auch gern persönlich schreiben.

Gastbeitrag: Wie Dir Achtsamkeit hilft, Dich auf Deine Geburt vorzubereiten

Ich freue mich heute euch den allerersten Gastbeitrag auf meinem Blog veröffentlichen zu können. Er kommt von Tanja Liebl.

Tanja ist als Hebamme und BeraterinOhne Titel in Österreich in freier Praxis tätig. Zu ihren Schwerpunkten zählen die Geburtsvorbereitung mit Hypnobirthing & Achtsamkeit, Schwangerschaftscoaching und die Aufarbeitung schwieriger Erlebnisse rund um Schwangerschaft und Geburt (EMI-Eye Movement Integration-Traumtechnik).

Oft rauscht unser Alltag (nicht nur aber auch in der Schwangerschaft) einfach so an uns vorbei. Das Konzept von Achtsamkeit versuche ich deshalb immer mehr in mein Leben zu integrieren und es passt meiner Meinung nach sehr gut zum Thema Geburt – ich bin gespannt, was Tanja uns berichtet.

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#positiveGeburtskultur – Selbstbestimmung

Es ist mir egal, auf welche Art Du geboren hast… Eine Hausgeburt, ein Wunschkaiserschnitt, mit PDA im Krankenhaus oder eine Alleingeburt im Wald neben einem Rehkitz.

Es mir wichtig, dass Du Wahlmöglichkeiten hattest und dass Du in Deinen Entscheidungen unterstützt und respektiert wurdest.

January Harshe (Birth without fear)

Bei der Geburt meines ersten Sohnes lief so einiges nicht ideal. Ich sollte liegen (auf der Seite – immerhin), aber durch das Liegen kam ich mit den Wehen überhaupt nicht mehr zurecht – eine aufrechte Position wäre viel besser für mich gewesen. Theoretisch wusste ich das auch und ich hatte auch absolut nicht das Bedürfnis mich hinzulegen, aber „es musste eben sein“. Nach der Geburt wurde meinem Sohn dann vollkommen übereilt wegen möglichen Sauerstoffmangels, die Nabelschnur durchtrennt. Ich hatte dabei keinerlei Mitspracherecht. Wir hatten geplant, sie auspulsieren lassen, was viele Vorteile mit sich bringt – gerade auch wenn das Baby möglicherweise unterversorgt war. Ich war einfach nur überrumpelt und genauso ging es meinem Mann. Außerdem wussten wir schlicht und einfach nicht, dass es vollkommen normal ist, dass Babys die Nabelschnur um den Hals haben können und dass das nur selten wirklich Probleme macht. Die behandelnde Ärztin bestand jedoch darauf, den pH-Wert des Blutes zu messen – und dann wird das eben so gemacht. Punkt. Und wir guckten nur dabei zu.


Viele werdende Mamas (und Papas) haben keine Übersicht welche Behandlungen in der Schwangerschaft, unter und nach der Geburt sinnvoll sind und was ihnen zusteht – und vertrauen blind den Entscheidungen der Ärzte. Oftmals werden Prozeduren und Eingriffe nicht Erklärt und keine Alternativen aufgezeigt. Und wenn man selbst doch gut informiert ist, ist es immer noch schwer den behandelnden Medizinern Paroli zu bieten, selbst wenn man sich mit einer Entscheidung unwohl fühlt.

Wenn man im Krankenhaus ist, umgeben von „Experten“, ist es nur zu verständlich, dass man sich sich leicht einschüchtern lässt oder einfach die Führung abgibt. Und bei einem so komplexen Feld wie Geburtshilfe ist es schwer als Laie den Überblick zu behalten.  Wenn also zu einem Kaiserschnitt geraten wird (zum Beispiel wegen eines angeblich zu großen Kindes) oder zu einer Einleitung wegen Überschreitung des „Geburtstermins“ um wenige Tage, dann muss man schon sehr viel wissen und auch sehr viel Selbstvertrauen mitbringen, um sich gegen solche, oftmals unnötigen, Eingriffe wehren zu können. Viele Frauen, und ich nehme mich auch nicht aus, schaffen es nicht sich gegen die Ärzte durchzusetzen (eben auch, weil man unter der Geburt sehr verletzlich und nicht wehrhaft ist).

Wieso ist es wichtig sich über Selbstbestimmung unter der Geburt bewusst zu werden?

Wenn Du Dein erstes Baby bekommst, oder vielleicht auch bei einer zweiten oder dritten Geburt, werde Dir bewusst, dass es wichtig ist, dass Du selbst bestimmst, was in Deiner Schwangerschaft und Deiner Geburt mit Dir passiert. Wir denken oft, dass Ärzte und Hebammen nur in unserem Interesse handeln. Viele Geburtshelfer (ganz bestimmt nicht alle!) haben aber ihre ganz eigene Agenda und eigene Motivationen. Leider gehen viele Ärzte an Geburten heran wie an alle anderen Krankheiten, weil sie das während ihrem Studium genau so lernen und nur selten später hinterfragen. Eine Geburt ist aber keine Krankheit, sie muss in den allermeisten Fällen nicht von außen beeinflusst werden. Aber das erleben die meisten im Krankenhaus arbeitenden Fachkräfte nie (welcher Arzt ist schon bei einer unbeinflussten Hausgeburt dabei?). Außerdem gibt es gerade im Krankenahus Zeitpläne und Abläufe, in denen manche Freiheiten einfach nicht reinpassen, schlicht unbequem sind oder durch Personalmangel schwer möglich. Oder aber die Dinge werden so gemacht, weil sie schon immer so gemacht wurden, in einem Lehrbuch stehen und demnach so gelernt wurden. Außerdem sind manche Einsichten, obwohl wissenschaftlich begründet, einfach noch nicht zu jedem durchgedrungen (Wie zum Beispiel die Nachteile der Rückenlage oder des angeleiteten Pressens). Es kann also sein, dass Du etwas willst, das Dir nicht gestattet wird, oder dass etwas mit Dir gemacht wird, das Du nicht möchtest. Und ja, auch wenn bei der Kreißsaalführung versprochen wird auf Wünsche einzugehen, muss das später nicht unbedingt eingehalten werden. Mache Dir (und unbedingt auch Deinem Partner) diese Problematik bewusst, falls Du das noch nicht getan hast.

Wissen ist Macht

Gerade, aber natürlich nicht nur, wenn man eine Krankenhausgeburt plant, halte ich es deshalb es für ausgesprochen wichtig, dass sich werdende Mamas (und der Geburtspartner!) über Sinn und Unsinn geburtsmedizinischer Eingriffe informieren um im Zweifelsfall widersprechen zu können. Wer nichts weiß, der kann auch nichts bestimmen! Du brauchst deswegen natürlich kein Medizinstudium zu absolvieren. Es gibt viele tolle Blogs (siehe zum Beispiel meine Blogroll) und Bücher zum Thema. Setze Dich mit dem Thema vorher auseinander und werde Dir klar, was Du willst, und was nicht. Vertraue nicht blind einer einzigen Quelle, informiere Dich umfassend. Und schreibe dann Deine Wünsche in einem Geburtsplan auf.
Wenn Du komplett unvorbereitet und unwissend in die Geburtssituation hineingehst, dann bist Du dem Können und der Einstellung Deiner Hebamme (und/oder des Arztes) in jedem Fall ausgeliefert (und ja, das kann natürlich auch gut gehen). Wenn Du (und Dein Partner) nichts über günstige und ungünstige Gebärpositionen weißt und die Dir (zufällig) zugeteilte Hebamme Dich eben zum Rückenliegen anleitet, dann hast Du keine Chance selbst zu bestimmen. Viele Dinge, von denen man so landläufig denkt, dass sie eine Geburt sicherer machen (zum Beispiel das CTG), machen sie objektiv gesehen gar nicht sicherer. Viele Dinge, die man als notwendig ansieht, stören aber den natürlichen Prozess der Öffnung und Entspannung bei der Geburt (zum Beispiel die Anwesenheit von vielen Personen und Routineuntersuchungen wie die das Kontrollieren der Öffnung des Muttermundes).
Ich denke, viele Ärzte tendieren dazu, Patienten, die widersprechen zu belächeln oder sie als Störung ihrer Routine zu sehen und sich über „Dr. Google“ lustig zu machen. Die Wahrheit ist: wir leben in einem Zeitalter, in der Information nicht nur wenigen Studierten zugänglich ist. Auch wenn es mühsam ist, wir können uns über fast alle Eingriffe informieren und wir dürfen kritisch nachfragen. Blindes Vertrauen ist heute einfach nicht mehr nötig, nutze die Möglichkeiten, die unsere Mütter und Großmütter noch nicht hatten. Du informierst Dich eingehend über Kinderwagen- und möbel – informiere Dich genauso detailliert zu möglichen Geburtskomplikationen und Eingriffen, über Entspannungstechniken für die Geburt und deinen Geburtsort.

Selbstbestimmung – Eigenverantwortung

Oft ist so, dass man die Dinge, die einen stören nur ansprechen muss. Bei einigen Hebammen rennt man eventuell sogar offene Türen ein mit einigen Forderungen. Andere werden zähneknirschend nachgeben. Auch, und das sollte man nicht vergessen, arbeitet das Personal oft am Limit (und darüber hinaus) und Wünsche werden auch mal schlicht vergessen. Du musst und darfst Dein Selbstbestimmungsrecht nicht an der Kreißsaaltür abgeben, frage nach, stelle Forderungen. Aber sei darauf vorbereitet, dass Du während der Geburt verletzlicher bist und Dich weniger gut wehren kannst (ob nun gegen verbale oder physische Übergriffe oder einfach dagegen, dass Dir Deine Entscheidungsfreiheit abgesprochen wird). Ganz besonders Dein Geburtspartner hat hier eine große Aufgabe, eben weil Du selbst in einem so emotional offenen und damit verletzlichen Zustand bist. Kein Paar sollte in einem solchen Moment kämpfen müssen – leider läuft es aber nicht immer ideal. Lasst Euch in einem solchen Fall nicht einschüchtern, es ist Deine Geburt, Du selbst trägst die Verantwortung (kein Arzt, keine Schwester, keine Hebamme kann Dir die Sicherheit Deines Babies garantieren, auch mit noch so vielen Interventionen). Ob in der Schwangerschaft oder während der Geburt: sei eine mündige Patientin und fordere ein was Dir zusteht: ein Arzt-Patienten-Verhältnis auf Augenhöhe! In keiner anderen Situation würden wir uns eine solche Behandlung von oben herab gefallen lassen. Nur wenn es vermeintlich um das Kindeswohl geht (und dies wird oft schnell angedroht), dann lassen wir uns einschüchtern. Und dagegen gibt es nur eine Waffe: Wissen und den Mut, dieses Wissen auch anzuwenden und entsprechend durchzusetzen.

Selbstbestimmung einfordern – Verletzungen anklagen

Eine ganz andere Ebene von fehlender Selbstbestimmung ist es natürlich, wenn Gebärenden Bitten abgeschlagen, Forderungen übergangen und Erklärungen verweigert werden. Eine Frau sollte während der Geburt Entscheidungen selbst treffen können (ob sie nur für oder gegen eine bestimmte Intervention sind). Es ist auch kein Konsens, wenn eine Partei durch Horrorszenarien eingeschüchtert wird. Und in keinem Fall darf jemand Dich verbal oder körperlich verletzen – auch nicht „zum Wohl des Kindes“.
Um nicht auf Gedeih und Verderb Deinem Glück ausgesetzt zu sein, eine Hebamme zugeteilt zu bekommen, mit der Du Dich gut verstehst, halte ich es für wichtig, Dein Geburtsteam schon vor der Geburt gut auszusuchen. Wenn wir uns ein Auto kaufen, losen wir ja Marke und Modell auch nicht einfach aus, sondern suchen uns das Auto, was zu uns und unserer Situation passt. Also Frage vor der Geburt im Krankenhaus kritisch nach und versuche mehr über die Einstellung des Geburtspersonals zu erfahren. Wie ist die Rate an Kaiser- und Dammschnitten? Welche Maßnahmen werden routinemäßig durchgeführt? Alles das kann Dir Anhaltspunkte geben, Dich für die eine oder andere Klinik zu entscheiden, solltest Du in einer Klinik gebären wollen. Ideal ist es natürlich, die Hebamme schon vor der Geburt kennenzulernen, wie etwa eine frei arbeitende Hebamme. Diese werden leider immer rarer und sind schnell ausgebucht. Solltest Du keine freie Hebamme finden, die Dich begleiten kann, wäre eine Doula eventuell eine Option für Dich. Sie kann Dir und Deinem Partner helfen, Eure Wünsche und Entscheidungen zu artikulieren. Und auch Dein Geburtspartner sollte darauf vorbereitet sein, Dich falls nötig vor unnötigen Ein- und Übergriffen zu schützen.
Wenn Du das Gefühl hast, dass Dir Dein Selbstbestimmungsrecht während der Geburt beschnitten oder genommen wurde, dann ist es wichtig, dem betreffenden Krankenhaus bzw. der Hebamme ein Feedback zu geben. Zu viele Frauen, tun es einfach als normal ab, wie sie behandelt wurden. Aber es ist nicht normal und es ist nicht akzeptabel, wenn auf Deine Wünsche und Forderungen nicht eingegangen wird. Ein Brief, zum Beispiel am RosesRevolutionDay oder eine persönliche Rücksprache (wenn Du Dich dazu in der Lage siehst), kann eine Option sein. Die Kliniken brauchen Rückmeldungen von viel mehr Frauen, damit sich die Situation von Gebärenden Frauen ändert! Wir sind es den Frauen, die nach uns gebären, unseren Freundinnen, Schwestern und Töchtern schuldig. Für eine #positiveGeburtskultur

Wenn mein Beitrag Dir gefallen hat oder Du Anmerkungen oder Diskussionsbedarf hast, dann lass es mich wissen – schreibe mir gerne einen Kommentar :)

Vielleicht bist Du selbst gerade schwanger oder planst eine Schwangerschaft und hast Angst vor der Geburt Deines Babys? Ich würde mich freuen, Dir persönlich helfen zu können (natürlich kostenlos!).

Ich wünsche Dir alles Gute und viel Kraft auf Deinem Weg.  – Susanne


 

#positiveGeburtskultur – Der Sinn des Geburtsschmerzes

Manchmal könnte man meinen, es gälte eine Trophäe zu gewinnen, wenn es um Geburt geht. Wer die meisten Schmerzen am längsten ertragen hat, der gewinnt. Wer am längsten trotz der Schmerzen ohne Schreien, ohne Medikamente und ohne PDA ausgehalten hat, gewinnt. Da packt auch schnell mal die Oma noch ihre Geburtsgeschichte aus. Aber er hat ja auch seinen Sinn, der Geburtsschmerz. Oder?

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Geheimnisse einer schmerzarmen Geburt #5: Professionelle Unterstützung

Wenn Du keine Alleingeburt planst, dann solltest Du Dir im Vorfeld Gedanken um Dein „Geburtsteam“ machen, das Dich in Schwangerschaft und unter der Geburt professionell betreut. Möchtest Du außerklinisch gebären? Oder mit einer Beleghebamme oder einem Belegarzt oder in der Klinik? Jede Frau muss da ihren eigenen Weg finden, hier beschreibe ich mal explizit meine eigenen Erfahrungen und die daraus entstandenen Präferenzen.

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Surrender

Often times, the greatest peace comes of surrender.

– Richard Paul Evans

surrender (engl.) – die Kapitulation, die Auslieferung, die Hingabe

Heute möchte ich über einen wichtigen Aspekt von Geburt schreiben, der mir erst kürzlich wirklich bewusst geworden ist – ohne den aber trotzdem, meiner Meinung nach, keine natürliche schmerzarme Geburt möglich ist: die absolute Auslieferung – Hingabe – Kapitualtion an den Geburtsprozess selbst.

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Was wir von Alleingeburten lernen können

Kürzlich bestellte ich das Buch Alleingeburt von Sarah Schmidt nach dem ich ihren Blog zufällig wieder gefunden hatte (den hatte ich schon vor drei Jahren während meiner zweiten Schwangerschaft gelesen). Als es nach einer Woche endlich kam (bis hier auf die Insel dauert es auch mit Amazon eine Weile), hatte ich es schon fast wieder vergessen. Ich las es dann aber in einem Rutsch durch – das Thema hatte mich (wieder mal) absolut gefesselt.

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Der Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus während der Geburt

Was Du nicht weißt, kann weh tun, deshalb ist es so wichtig, dass Du Dich gut auskennst und weißt, wie Dein Körper während der Geburt funktioniert. Darum gibt es heute eine Info-Grafik zum Thema Angst-Spannungs-Schmerz-Zyklus während der Geburt.

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Warum Hypnobirthing nicht nur für Hippies ist und warum die Hebammenfrage uns alle etwas angeht

Wieso haben Geburten eigentlich keine Lobby? Jeder wurde ja mal geboren, die meisten von uns sind Eltern, Großeltern oder ziehen zumindest in Betracht, einmal ein Baby zu bekommen – ob als Frau selbst oder als Partner. Trotzdem interessieren sich nur wenige für die Belange der Hebammen und deren prekäre wirtschaftliche Situation. Irgendwie werden die Babys ja trotzdem geboren, auch wenn nur eine Hebamme für fünf Frauen gleichzeitig im Kreißsaal verantwortlich ist. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Zeit in der Hebammen wichtig sind so kurz ist und gleichzeitig so viel passiert, dass wir die Arbeit, die diese Frauen leisten, gar nicht wirklich würdigen können.

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Geheimnisse einer schmerzarmen Geburt: #3 Der Geburtspartner

Die wenigsten Dinge im Leben kann man alleine schaffen. Man muss sich Unterstützung holen und für eine schmerzarme Geburt gilt das wohl noch mehr als für andere Ziele. Man braucht einen Partner, einen Vertrauten, der einem zur Seite steht, schützt, unterstützt und sich am Ende natürlich mit einem freut wenn das Baby auf der Welt ist. Dieser Geburtspartner muss nicht der Vater des Kindes sein. Viele Väter fühlen sich heute dazu gezwungen (durch Druck von Außen und „weil man es halt heute so macht“) bei der Geburt dabei zu sein. Auch mein Mann war bei den Geburten unserer Söhne dabei, weil er selbst das wollte. Wenn ein Mann sich entschließt bei der Geburt des Kindes dabei zu sein, ohne das wirklich selbst zu wollen, und vielleicht nur um der Erwartung der Außenwelt oder seiner Partnerin gerecht zu werden, tut er in meinen Augen weder ihr noch sich einen Gefallen. Wenn während der Geburt die Frau eher ihren Partner als umgekehrt unterstützen muss, oder die Hebamme mit einem aufgeregten Vater mehr zu tun hat als mit der Gebärenden, dann ist es besser, sich einen anderen Geburtspartner zu suchen. Und es ist als Mann keine Schande, nicht bei der Geburt dabei zu sein. Eigentlich ist ja Geburt schon immer Frauensache gewesen, deshalb sind ja auch die wenigsten Geburtshelfer männlich (Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel und ich bin sicher, diese Ausnahme-Männer sind wundervolle Begleiter).

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