Blogparade: Meine Wahrheit übers Kinderkriegen

Über den Blog von MotherBirth bin ich über eine tolle Blogparade von Phinabelle gestolpert: Meine Wahrheit übers Kinderkriegen. Der Aufhänger:

„Kinder kriegen ist nicht schwer, Eltern sein dagegen sehr“. – Nach zwei Schwangerschaften -und Geburten – kann ich sagen: ziemlich besch… Spruch !
So easy peasy war das Kinderkriegen jetzt auch nicht…

Also, dem kann ich vollkommen zustimmen und da muss ich natürlich auch gleich mitmachen :D Bei mir gab es vor allem ein Problem: meine eigene Ungeduld.

1. Kinderwunschzeit

Meine Kinderwunschzeit war lang. Also ich meine die Zeit in der ich ein Kind haben wollte, aber die Zeit dafür noch nicht reif war. Ich wollte unbedingt zu Ende studieren bevor ich Mama würde (das war in meiner Vorstellung einfach so, ich kritisiere niemanden, der das anders gemacht hat). Als ich dann fertig war, beendete ich erstmal meine laufende Beziehung. Also doch nicht so schnell Kinder? Mit meinem neuen Partner (heute bekannt als mein Mann ;) ) beschloss ich dann schnell (die Betonung liegt hierbei auf Ich, und schnell heißt so circa sechs Monate o.O), dass wir schwanger werden sollten und das eigentliche „Üben“ begann. Es dauerte nicht lange, aber selbst die drei Monate, die ich warten musste, kamen mir wie eine Ewigkeit vor. Ich schob schon leichte Panik weil meine Hochlage (also die Zeit nach dem Eisprung) nur 10 Tage andauerte und dachte, ich würde nie schwanger werden (wie ich später feststellte war das in jedem Zyklus so und ich hatte trotzdem nie Probleme schwanger zu werden). Ich maß jeden Morgen meine Basaltemperatur, prüfte meinen Muttermund, ich wusste immer an welchem Tag nach dem Eisprung ich gerade war. Als dann der ersehnte zweite Strich auftauchte änderte sich an meiner Ungeduld nur eins: sie wurde schlimmer.

2. Schwangerschaft

Ich bin ganz ehrlich: Ich bin nicht gerne schwanger. Es gibt diese Frauen, die ihre Weiblichkeit genießen, den runden Bauch liebevoll streicheln, die es lieben, das Baby in sich zu fühlen. Ich gehöre nicht zu ihnen – leider. Meine erste Schwangerschaft zog sich wie Gummi seit dem Tag an dem ich den Test machte. Dachte ich noch während der Kinderwunschzeit, dass mit dem positiven Test alles gut sein würde, merkte ich, wie ich Woche um Woche zählte. Ich wusste an jedem Tag welche Woche und welcher Tag der Schwangerschaft gerade ist. Daran ist prinzipiell vielleicht nicht schlechtes, aber ich übertrieb es ein wenig.

Im Englischen gibt es den Spruch:

„A watched pot never boils.“

– Also: „Ein beobachteter Topf fängt nie an zu kochen“. Und rückblickend beschreibt das meine Schwangerschaften sehr gut. Ich konnte einfach keinen anderen Fokus finden, ich war so ungeduldig und wollte einfach nur eins: endlich dieses Baby haben! Als ich dann in der ersten Schwangerschaft auch noch vier Tage über den Termin ging, dachte ich schon, das Baby würde nie heraus kommen.

„Vielleicht war ich die erste Frau, bei der sich das Baby heimlich still und leise über 9 Monate hinweg zurück entwickeln würde und sich schließlich wieder in Ei und Samenzelle aufspaltet?“

Das dachte ich natürlich nicht wirklich, aber es kam mir an manchen Tagen so vor. Meine körperliche Konstitution half mir auch nicht weiter: Ich war schwerfällig und fühlte mich wie eingestrandeter Wal mit meinen plus 35 kg. Es war ein sehr heißer Sommer und alles was ich noch konnte, war zwischen Dusche und Couch hin und herpendeln. Ich wollte nur noch eins: dass das Baby endlich heraus kommen möge.

Auch schon zu Beginn und Mitte der Schwangerschaft wollte ich nur in die nächste Woche, den nächsten Monat, das nächste Trimester. Ich beneidete andere Schwangere, die weiter waren, weil sie näher an ihrem Baby dran waren, weil man bei ihnen schon den Bauch sah, weil sie schon die magische 12-Wochen-Grenze überschritten hatten. Ich war nie einfach in dem Moment, einfach happy, einfach zufrieden. Und das ist definitiv etwas, das ich ändern würde, wenn ich es könnte. Der Spruch meiner Mama: „Genieß jetzt noch mal die Zeit bevor das Baby da ist.“ ergab damals für mich absolut keinen Sinn. Das Genießen würde doch erst mit dem Baby anfangen!, so dachte ich. Rückblickend weiß ich natürlich was sie meinte. Gerade diese letzten Wochen ziehen sich wie Gummi und man wünscht, dass sie vorbei gehen mögen. Aber sie sind auch besonders und kostbar. Viele letzte Male, die man bewusst erleben und genießen sollte. Eine Zwischenwelt, in der nichts vorhersehbar ist. Irgendwie magisch. Aber das konnte ich damals nicht sehen. Leider.

3. Die Geburt

Was in der Schwangerschaft zu lange dauerte, machte die Geburt wieder wett. Ungeduldig wurde ich während beider Geburten sicher nicht. Meine erste Geburt dauerte nur etwa vier Stunden (je nach dem wie man zählt), meine zweite vielleicht drei. Was ich in der Schwangerschaft nie annehmen konnte, weil es zu lange dauerte, konnte ich während meiner ersten Geburt nicht annehmen weil es zu schnell ging. Der Ausgang ist bekannt.

Nur bei meiner zweiten Geburt habe ich es geschafft, die Führung an meinen Körper abzugeben und wirklich im Moment zu sein, kein Grübeln, kein Wünschen, keine Ablehnung. Nur mein Atem, die Wellen und ich.

Den jetzigen Moment anzunehmen, so perfekt oder unperfekt wie er gerade ist, so lange er sich hinzieht oder so flüchtig er sein mag, ich denke das ist wirklich einer der Schlüssel – nicht nur zu einer leichteren Schwangerschaft und Geburt – auch zu einem erfüllterem Leben. *

Liebe Grüße,

Susanne

 

* Und das schreibe ich jetzt vor allem für mich selbst, als Erinnerung, weil ich damit noch immer zu kämpfen habe :)


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