Geburtsbericht – Meine erste Geburt

Ich bitte Dich, diesen Geburtsbericht nicht zu lesen, wenn du gerade schwanger bist und eine schmerzarme Geburt anstrebst. Denn meine erste Geburt war, wie man sich eine Geburt nun mal vorstellt: vor allem schmerzhaft. Der Vollständigkeit halber und um Frauen zu zeigen, dass es eben nicht am individuellen Schmerzempfinden liegt, ob man eine Geburt als schmerzhaft empfindet oder nicht, schreibe ich trotzdem auf, wie ich meine erste Geburt erlebt habe. Jede Frau kann meiner Meinung nach eine schmerzarme oder sogar schmerzfreie Geburt erleben, oder eben eine schmerzhafte, je nach dem wie sie sich vorbereitet und wie sie in die Geburt hinein geht.

Als ich meinem ersten Sohn 2010 schwanger war, war mir schon klar, dass ich eine vorrangig hebammenbetreute Schwangerschaft haben wollte und ich wollte auch meine Hebamme bei der Geburt im Krankenhaus dabei haben. Ich hatte zwar alle Ultraschalls bei meiner Ärztin, ging aber zu allen anderen Vorsorgeuntersuchungen zu meinem Hebammenteam im Geburtshaus. Ich genoss die Zeit, die ich mit den beiden verbrachte und fühlte mich sehr gut aufgehoben.

Ich nahm leider in der Schwangerschaft 35 Kilo zu und war am Ende über 40 Kilo schwerer als ein Jahr zuvor. Auch wurde am Ende der Schwangerschaft bei mir Bluthochdruck festgestellt, und ich musste für ein paar Tage ins Krankenhaus, damit er eingestellt werden konnte. Zwei Wochen später kam mein Sohn trotzdem spontan nach Blasensprung zur Welt, im Krankenhaus mit einer Beleghebamme aus dem Geburtshaus.

Nachdem der 27.8.2010, ein Freitag und der errechnete Geburtstermin, ohne eine müde Wehe oder ein anderes Anzeichen einer beginnenden Geburt vergangen war, und sich daran auch am darauf folgendem Wochenende nichts änderte, mussten wir am Montag, also ET+3 ins Krankenhaus nach Weimar um die Versorgung des Babys, checken zu lassen und zu besprechen, ob und wann die Geburt eingeleitet werden müsste (wegen meines erhöhten Blutdrucks wollten die Ärzte nicht bis zehn Tage nach ET mit der Einleitung warten). Laut Ultraschall war das Baby 3700g schwer, quietschvergnügt und hatte von der Ärztin noch Zeit bis zum Freitag bekommen, um sich von allein auf den Weg zu machen. Wir fuhren also wieder nach Jena zurück und ich richtete mich innerlich schon darauf ein, mir spätestens am Mittwoch unter Aufsicht meiner Hebamme einen Wehencocktail einzuverleiben, um der Geburt auf die Sprünge zu helfen und der Einleitung mit einem Gel zu entgehen.

Am Morgen des 31. August 2010 wachte ich mit einem Blasensprung auf. Ich war in der 41. Woche und schon vier Tage über dem errechneten Termin. Ich rief meine Hebamme und meinen Mann an und blieb im Bett liegen um einen eventuellen Nabelschnurvorfall (ein sehr sehr seltenes Ereignis!) zu verhindern. Mein Mann kam und später auch meine Hebamme, die feststellte, dass der Kopf meines Sohnes fest im Becken saß und uns schließlich ein wenig spazieren schickte. Wir gingen in den nahe gelegen REAL. Dort bekam ich die erste Wehe. Auf dem Weg nach Hause wurden sie intensiver und kräftiger und auch schmerzhaft. Ich legte mich etwas hin um mich auszuruhen, dadurch wurden die Wehen aber noch intensiver. Wir riefen die Hebamme an und während des CTGs musste ich die Wehen laut vertönen, weil sie so kräftig waren. Ich wünschte mir eine Pause (ich hatte von Beginn an sehr kurze Wehenabstände), aber es war wie auf einer Achterbahnfahrt, wenn man einmal eingestiegen ist, muss man zu Ende fahren.

Wir beschlossen, ins Krankenhaus zu fahren – meine Hebamme in ihrem Auto, wir in unserem. Wir kamen nach einer halben Stunde Fahrt in der ich sehr laut tönte und mein Mann ein wenig hektischer fuhr als sonst, wie man sich vielleicht denken kann, gegen vier Uhr nachmittags am Krankenhaus an. Auf dem Weg in den Kreißsaal hatte ich mehrere Wehen, die ich laut tönend veratmete, trotzdem viele Menschen auf dem Gang standen und ich nicht jemand bin, der gerne Aufmerksamkeit auf sich zieht, vor allem nicht durch lautes Schreien. Ich hatte solche Schmerzen, die mussten einfach heraus! Schließlich im Kreißsaal beschloss eine andere Hebamme, die dazu gekommen war, ich müsse mich jetzt mal hinlegen, weil die Herztöne des Babys unter den Wehen schlecht seien. In dem Moment als ich mich hinlegte, kam ich überhaupt nicht mehr mit den Wehen klar. Was ich vorher noch veratmen konnte, überrollte mich jetzt. Was ich vorher an Schmerzen gerade noch ertragen konnte, traf mich jetzt wie ein Schlag mitten ins Gesicht oder besser in den Bauch. Das Gefühl war so stark, dass mein Mann mein Schreien durch zwei geschlossene Türen hindurch hören konnte, als er schließlich zum Kreißsaal kam. Ich bekam schließlich einen Zugang gelegt und einen Wehenhemmer gespritzt, weil die Wehen so stark waren. Diese paar Minuten ohne Wehen waren natürlich schön, aber ich wusste, dass sie gleich wiederkommen würden. Und das machte mir unheimliche Angst. Die Angst vor dem Schmerz machte mir solche Panik, dass ich weinen musste, ich konnte mich nicht beruhigen. Die Wehen kamen dann sehr schnell wieder und ab dann weiß ich eigentlich nicht mehr viel, außer dass ich die ganze Zeit auf der Seite lag und die Hand meines Mannes drückte, bis sein Daumen blau anlief. Ich heulte während der Wehenpausen und schrie während der Wehen, mein Mann weinte mit mir weil er mich so leiden sah. Für ein Schmerzmittel war zu spät, da die Geburt sehr schnell voran schritt.

Schließlich beschloss meine Hebamme, dass die Geburt schneller zu Ende gehen würde, wenn ich mich hinhockte. Ich verstand sie zunächst nicht, weil ich mir schlicht und einfach nicht vorstellen konnte, dass ich mich jetzt hinhocken könnte. Schließlich hievte sie mich zusammen mit meinem Mann und unter dem skeptischen Blick der dazugekommenen Ärztin nach oben in die Hocke und nach ein paar weiteren Wehen und unter schlimmen Schmerzen wurde schließlich mein Sohn geboren um sieben Uhr abends geboren.

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Ich war jedoch so erschöpft und von den Schmerzen so ausgebrannt, dass ich die Situation überhaupt nicht genießen konnte. Ich war einfach nur froh, dass die Schmerzen vorbei waren und so kuschelte ich zwar mit meinem Sohn und meinem Mann, nahm aber alles nur durch eine dicke Wolke wahr. Es dauerte Tage, bis man mich wieder lächeln sah und ich hatte einige Startschwierigkeiten beim Stillen meines Sohnes.

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Jetzt, da Du die Geschichte meiner ersten Geburt gelesen hast, kannst Du Dich vielleicht damit identifizieren. Viele Frauen erleben die Geburt ihres Kindes bzw. ihrer Kinder als ein traumatisches oder mindestens sehr schmerzhaftes Erlebnis und bestätigen damit das Bild, das von Geburten in unserer Gesellschaft existiert.

Es gibt aber auch eine andere Art, eine Geburt zu erleben und deshalb habe ich meine Seite ins Leben gerufen, um dieses Wissen mit Frauen zu teilen, das Wissen, das Schmerzen und Geburten nicht zusammen gehören müssen. Wenn Du meinen Geburtsbericht meines zweiten Sohnes noch nicht gelesen hast, dann kannst du das sehr gerne hier tun.

Wenn Du über das Erlebnis bei der Geburt Deines Kindes reden möchtest, dann schreib mir doch gern eine Email. Auch nach einer schlimmen ersten Geburt kann man eine wundervolle zweite Geburt haben. Strategien dazu findest Du hier.


Wenn Du Fragen oder Anregungen hast, dann schreibe mir doch gern einen Kommentar oder kontaktiere mich direkt, darüber würde ich mich sehr freuen.